Sunday, June 25, 2006

Hass auf die Alten?

Da regt sich ein junger auswanderungswillger Student über die politischen Zustände in Deutschland bei der FAZ auf, die seiner Meinung nach die Alten, die jetzt-Rentner verursachen. Viel wahres steckt in dem Interview, und doch hat der Mann nicht ein einziges mal die Wurzeln des Übels erkannt,sondern fordert nur die allgemeine Konservativen Rhetorik doch mal einen gemäßigten Staat aufzubauen (was das auch immer ist). Der Junge ist ja auch in der jungen Union, was wohl seine recht staatsgläubige Einstellung erklärt. Denn obwohl er eindeutig die richtigen Analysen und Diagnosen fördert, so hat er doch letztlich das Problem und die mögliche Lösung nicht verstanden.
Was er vorschlägt ist nur eine "Verlagerung" des Problems mit viel gutem Glauben, aber ohne echte Zukunft.

Er möchte mehr staatliche Bildung, weniger Investitionen in die Wirtschaft (BWLer halt, ein bisschen ahnung aber nicht zu viel ;) ) , aber auch nicht den Sozialstaat ankratzen, weil der ist ja gut.

Dann wünscht er sich mehr "Aktivität" wie bei den Franzosen, ohne dabei zu zeigen, dass es denen ja genau um das ging, was er weg haben möchte. Er wünscht sich irgendwas von dem er selbst nicht weis was es ist, einen schlanken Staat ohne das der Staat schlanker werden muss.
Er mag nicht bei den Armen kürzen, meint aber das jetzige System is zu groß, er mag den armen Rentner nichts wegnehmen, aber das Rentensystem ist untragbar, ach ja nur den reichen Rentner mag er was streichen. Er kritisiert die Ausbildung und die mangelnden Investitionen in die Ausbildung und führt China als Beispiel an (die übrigens mit ihrer staatsschule sich selbst ein Bein gestellt haben (die vielen Uniabsolventen finden keinen Arbeitsplatz!!!)).

Und dann die Höhe seiner verwirrenden Darstellung: Er führte die Franzosen als gutes Beispiel für die politische Aktivität an, kritisiert dann aber deren Wunsch nach sicheren Jobs. Gleichzeitig kritisiert er aber auch das Gegenteil, die USA, obwohl er dann doch wieder etwas gutes an der USA findet: Man findet ja auch gleich wieder einen neuen Job wenn m an gekündigt wurde.

So schlecht sieht es also gar nicht aus, denn das ist der Vorteil eines freien Marktes, aber er ist leider zu staatstreu um so etwas zu erkennen. Wer eben 20 jahre im deutschen Nesthäkchenstaat verbringt, der kann so etwas leider nicht mehr entwirren.

Schade, denn eigentlich war sein Ansatz gar nicht mal so schlecht.

2 comments:

Boten Anna said...

"Wer eben 20 jahre im deutschen Nesthäkchenstaat verbringt, der kann so etwas leider nicht mehr entwirren."

Das geht schon. Aber dazu gehören meistens als Einstieg eben Grundkenntnisse in (klassischer) Nationalökonomie und Offenheit für herrschaftskritische Ideen, die teilweise von der herrschenden Politik (aus Machtgründen verständlicherweise) als "ganz unsozial und böse neoliberal" beschimpft werden.
Klassisch-Liberale, Ordoliberale, Libertäre, Privatrechtsanarchisten, etc. aus Deutschland sind ja schließlich auch in der interventionistischen Wohlfahrtsdemokratur aufgewachsen und haben trotzdem liberale Ideen entdeckt und für sich eine liberale Lebensphilosophie entwickelt.
Trotzdem ist es schwierig, in einem traditionell sozialistisch-sozialdemokratischen geprägten Land auf liberale Wirtschafts- und Gesellschafts-Ideen zu stoßen.

Max said...

Um nicht zu sagen beinahe unmöglich! Es liegt offensichtlich nicht am Intellekt, da mein WG-Mitbewohner eindeutig CDUler ist, Staatstreu bis hin ins Mark und da kann man ihm auch nicht rein argumentieren.

Das geht vor allem soweit, dass er Leuten gerne das Recht über den eigenen Körper abspricht, um diese vor "schlechten Entscheidungen in Situationen mit Abhängigkeitsverhältnis" zu bewahren: sprich bei Drogen und aktiver Sterbehilfe.

Da kann man mit Leuten auch nicht diskutieren und ich glaube auch, dass über Diskussionen noch keiner zum Liberalismus gefunden hat, sondern eher aus Eigenintiative und eigenem Entdecken der Ideen.

Trotzdem finde ich es auch wichtig, dass man eben so etwas in der FAZ nicht undokumentiert lassen sollte.