Sunday, November 16, 2014

Merkel's Verständnis für Marktwirtschaft - Das Verständnis der Deutschen?

Der Spiegel hat ein interessantes Stück Essay heute, dass viel über Merkel, aber auch viel über die Journalisten beim Spiegel aussagt. Dort bemängelt ein Journalist das VErständnis Merkels für die Wirtschaft. Er hält ihr vor, dass sie glaubt das die Wirtschaft mechanistisch und deterministisch ist, wobei er letzteres nicht wörtlich erwähnt. Sein eigenes Verständnis krankt jedoch auch und wirft ein falsches Licht auf den Stand des Wissens in den Wirtschaftswissenschaften.

Selbst ein Amateur wie ich, der eigentlich von Beruf Ingenieur ist, sieht wo hier die Fehler liegen und wie schlecht doch die Journalistenzunft ausgebildet wird, oder wie sehr Confirmation Bias und Ideologie Fakten verdrängen. Es ist erschreckend, dass dieser Mangel jedoch schon bei Professoren des Journalismus anfängt.

Sehr früh in dem Artikel kommt das Thema Mindestlohn hoch. Nun gibt es ein Haufen Theorien darüber, was ein Mindestlohn bedeutet, wissenschaftlich fundiert und mit Daten belegt sind jedoch nur diese:


  1. Mindestlohn führt zu Einstiegshindernissen für schlecht ausgebildete Arbeiter (sprich: Hauptschule und Immigranten)
  2. Mindestlohn führt zu Arbeitslosigkeit bzw. Teilzeitarbeit um Kosten zu senken
  3. Mindestlohn führt zu höheren Preisen (siehe Friseur oder Taxifahren), wenn die Preise auf den Konsumenten umlegbar sind!
  4. Mindestlohn führt zu weniger Jobs in der Zukunft, da Unternehmen versuchen entsprechend "unproduktive" Jobs durch Automation zu ersetzen
  5. Mindestlohn ist nur ein zeitlich begrenzte Maßnahme, solange er absolut und statisch erlassen wird. Inflation zerstört den negativen Effekt des Mindestlohns auf lange Zeithorizonte
Was jedoch nicht stimmt, ist das unklar ist, was passiert bzw. die zweite Argumentationskette des Autors:

Möglich aber auch, dass die Beschäftigung am Ende steigt, weil Verbraucher bereit sind, für einen Haarschnitt oder eine Paketzustellung mehr zu zahlen als bislang, und der höhere Lohn gleichzeitig Arbeit am unteren Ende der Skala attraktiver macht.


Dieser Satz ist einfach nicht wahr. Die Beschäftigung kann nicht steigen, wenn die Produktivität gleich bleibt und die Kosten steigen. Wenn der Arbeiter Mehrwert in Höhe von 10€ produziert ist es nur diese 10€ - Profit als Lohn wert. Wenn er mehr kostet, muss er entweder mehr einspielen, oder er ist zu teuer. Kein Unternehmer oder Unternehmer wird aus eigener Tasche seine Arbeit bezahlen. Gewinne für die kleinen Unternehmen sind so oder so nicht sehr hoch, was gerne im Angesicht von Google, Deutsche Bank oder Porsche vergessen wird.
Letztlich wird jedoch durch den Mindestlohn nicht die Beschäftigung steigen, nur weil der Beschäftigte mehr kostet, das ist einfach nicht wahr. Auch der Konsument wird bei teureren Preisen nicht öfter zum Friseur gehen oder mehr Päckchen bestellen! Jeder der selbst ein monatliches Budget verwaltet, weis das!!!
Etwas anderes zu behaupten kratzt dann nur am Prestige des jeweiligen Wortführers, in diesem Fall eines Professors.

Letztlich führt jedoch das Thema Mindestlohn zur Agenda 2010 und ihren Konsequenzen. Es ging dabei immer um zwei große Widersprüche. Entweder wir haben weniger Beschäftigte mit höheren Löhnen oder mehr Beschäftigte mit niedrigeren Löhnen. Jemand der einen Job hat, wird natürlich für ersteres plädieren, jemand der einen Job sucht wäre über letzteres wohl mehr erfreut.
Das Problem hierbei ist jedoch der 3. Faktor, der vergessen wird: Der Staat.
Dieser besteuert die Arbeiter, sorgt dafür das die Inflation die Löhne senkt und das Wirtschaftswachstum so niedrig ist, dass man meint, dass Land stagniert seit Jahren.

Die Deutschen sind jedoch ein langatmiges Volk, dass viel aushält, weshalb sich auch bisher wenig Widerstand gezeigt hat, wenn man mal von der erstarkenden AfD absieht. Dies wird aber in den kommenden Jahrzehnten nicht so bleiben. 20 Milliarden € wurden für nichts in die Energiewende verpulvert, ausser das die Stromkosten steigen. Was hätte man mit dem Geld doch stattdessen machen können? Vielleicht sogar Steuern einmal senken?

Das Gesundheitssystem ist ein Geldgrab mit einer Ineffizienz das eigentlich die Verantwortlichen nachts in der Zimmerecke heulen sollten.
Die Rente ist unbezahlbar und wird es auch in Zukunft nicht werden, es sei denn man schafft die staatliche ab.
Und die Verkehrsinfrastruktur wird auf Grund der Fixierung auf Bahn und Straßenbahn in Zukunft weiter zusammen brechen. Besonders prägnant: Deutsche Autobahnen benötigen 17 Jahre um gebaut zu werden! Bestes Beispiel hier ist die A8 zwischen Karlsruhe und München. Seit dem ich Autofahren kann, wird dort 3-spurig ausgebaut, dazu kommt noch der Ausbau des Bahnhofs in Stuttgart und er Bahnstrecke Richtung Ulm und Augsburg und das Chaos ist perfekt. Die Folge sind für die Größe von Stuttgart nicht angemessene Staus.

Aber letztlich haben ja die Deutschen mit Merkel die Kanzlerin die sie verdienen. Ich habe sie nicht gewählt, weshalb ich einer der wenigen bin, die sich hier herzlich und ehrlich beschweren können.



Film Review: Wir sind die Neuen





Der deutsche Film Wir sind die Neuen setzt zwei Generationen gegeneinander. Die Generation von 68, die vor den Konsequenzen ihrer Lebensentwürfe steht und die Generation von heute, die als Turbo-Konservativ dargestellt wird: Alles für den Erfolg eben.
Da das ganze als Komödie konstruiert wurde, und konstruiert trifft es hier, ist die Auseinandersetzung zwar hart, aber am Ende herzlich. Konstruiert, deshalb weil hier auch teilweise zwei Klischees aufeinander treffen. Man merkt sehr schnell, dass der Regisseur Ralf Westhoff ganz klar den 68ern zuzuschreiben ist. Deshalb liegt der Fokus in diesem Film auch durchgehend auf dieser Generation und wie Sie die heutige retten bzw. verbessern kann. Das soll jetzt jedoch nicht abschrecken, denn wirklich oberlehrerhaft ist der Film nicht. Im Gegensatz, für einen deutschen Film, ist er erfrischend unideologisch und kurzweilig gedreht. Man langweilt sich nicht, wenn auch manche Witze etwas zu gewollt wirken.

Doch wie sieht es denn eigentlich inhaltlich aus. Nun, Hanna (Gisela Schneeberger), die weibliche Protagonistin und Erzählering, wird aus ihrer bisherigen Wohnung geschmissen. Da sie sich als Biologin nicht wirklich alleine das Leben in einer Mietwohnung im Herzen der Stadt leisten kann, versucht sie ihre alten Freunde, die sie schon eine Weile nicht mehr gesehen hat, dazu zu überreden mit Ihr zusammen zu ziehen. Es soll wieder eine WG wie früher werden. Sie findet in Johan (Michael Wittenborn), eenem Rechtsanwalt für Mittellose schnell den ersten Mitstreiter. Und auch Eddie (Heiner Lauterbach) schließt sich ihnen an, nachdem Sie noch zwei andere versucht haben erfolglos zu rekutrieren. Hanna ist die Zentrale verbindende Person, die in Johan ihren besten Freund und in Eddie ihren ehemaligen Liebhaber sieht.

Doch dann finden Sie eine Wohnung und begrüßen auch die Nachbarn. Ein Yuppie, der quasi nie da ist und erst in vielen Monaten einen Termin finden würde, mit ihnen etwas zu machen. Erster Fehlschlag. Die WG oben drüber jedoch ist von jungen Studenten, zwei angehende Juristen und eine Bachelorstudentin der Kunstgeschichte, bewohnt, was ihnen Hoffnung auf ein schönes munteres Beisammensein gibt. Es stellt sich jedoch schnell heraus, dass es hier Generationenkonflikte gibt. Die Jungen sind so strebsam, dass sie keine Kapazitäten für zwischenmenschlichen Kontakt mit den Alten haben, wegen dem Prüfungsstress, dass sagen die verwöhnten Studenten auch unverblümt und direkt.

Die Alten sind also plötzlich die lockeren Jungen, verkehrte Welt. Und hier sind dann auch die ganzen Witze und Berührpunkte. 3 WG-Mitglieder von beiden Generationen, d.h. jeder hat später einen direkten Widerpart. Das funktioniert teilweise gut, manchmal etwas schlechter.
Generell ist es schon witzig, verliert aber zwischendurch mal etwas an Fahrt, als ob dem Autor keine schönen witzigen Szenen mehr eingefallen sind. Gegen Ende wird es sogar etwas melancholisch, bleibt jedoch kurzweilig genug, um nicht zu langweilen. Die Schnitte sind gut und kurzweilig. Die Schauspieler sind gut gewählt, besonders Heiner Lauterbach als Eddie fand ich besonders gut. Er schaffte es mit Charisma und Charme denn teilweise arschlochartigen Eddie zu spielen. Die Jungen hingegen sind zum Vergessen, jedoch sind sie auch nicht Zentrum des Films. Es ist ein bisschen als würde der Regisseur die Probleme der 68er aufzuarbeiten zu versuchen, so kommt es einem danach ein wenig vor.

Rating: 3/5