Wednesday, May 19, 2010

Elektromobilität – Antworten auf Spiegel-Leserbriefe

Ist Elektromobilität machbar? Dazu hab ich schon öfters auf diesem Blog kommentiert (u.a. hier und hier). Jetzt möchte ich nicht noch einmal die Grundlagen wiederholen, sondern einfach nur ein paar Einstellungen kommentieren.

Leserbrief #1:
Prototypen von Elektroautos werden als Sportwagen eingeführt [siehe: Tesla (Anm. d. Redakteurs)] und präsentiert, anstatt als Allerweltsauto (Golf/Astra). Gleichzeitig ist Infrastruktur für das Aufladen einer Batterie kein Problem, da Länder wie Kanada (kalt) dies schon getan haben.
Bei der Ladestation ist mir nicht klar, ob er damit eine bestehende Infrastruktur meint, oder eben nur ein paar vereinzelt aufgestellte Stationen? Oder ob es ihm um die Problematik der Temperatur geht, was wiederum weniger die Ladestation als die Batterie im Auto betreffen würde.

Wie jetzt ein E-Auto am besten eingeführt werden kann, darüber lässt sich streiten. Durchaus sind Premiumkunden nämlich eher bereit mal 2-3 k€ mehr zu bezahlen, um eine überlegene Lösung zu kaufen, die mehr Komfort verspricht. Auf dem Kompakt- und MIttelklasse Niveau bis hin zum Kleinwagen werden jedoch ganz andere Maßstäbe gelebt. Subventionen könnten zwar hier den Verkauf beschleunigen, bei Wegfall bricht diese Nachfrage jedoch wieder ein. Gleichfalls würde dies bedeuten, das der Staat sich NOCH weiter verschuldet, was im momentanen Klima nicht möglich ist.

Leserbrief #2:
Um Autofahrten über lange Strecken bei kleinen Batterien zu ermöglichen sollten auf Fernstraßen und Autobahnen Stromschienen verlegt werden, in die man sich bei der Auffahrt einklinkt.
Interessante Idee, es hakt jedoch an zwei Stellen. Erstens wäre es die Zuverlässigkeit einer mechanischen Verbindung zwischen einem stationären Objekt (Straße) und einem sich bewegenden Objekt. Es ist zwar prinzipiell möglich hier eine Lösung zu finden (Seil oder starrer Stab + Magnet oder “Schienenkontakt), aber das Mitfahren in einem variablen Fluss mit Überholvorgängen (der Vorteil des Autos vor einem Schienenfahrzeug) ist schwer bis gar nicht zu realisieren.

Nebenbei wären die Investitionskosten enorm und schon heute werden ja Autobahnen nur noch notdürftig geflickt, Bundesstraßen kaum bis gar nicht. Jetzt stelle man sich dies mit einer Präzisionskupplung vor, die immer auf bestem Stand bleiben muss!

Als Alternative könnte ich jedoch anbieten, dass man statt auf direkte Stromübertragung einen Induktionsübergang konzipiert. Auch hier stellen sich jedoch einige Probleme, die nicht einfach zu lösen sind: Höhe des magnetischen Felds und seine EMV, Transformation der nötigen Spannungen und Ströme und der Energietransport in den straßenseitigen Induktionslinien. Denn je weiter man von der Einspeisestelle entfernt ist, desto schlechter wird die Effizienz und die mögliche Energieabnahme. Gleichfalls reduziert sich mit Anzahl der Teilnehmer die Möglichkeit Strom abzunehmen, d.h. das System würde eventuell stark volatile sein.
Leserbrief #3:
Es werden die Wirkungsgrade von Verbrennungsmotor und Elektromotor verglichen. Das ist aber nicht akzeptabel. Der Verbrennungsmotor ist ein mobiles Kleinkraftwerk, der Elektromotor nur ein Wandler innerhalb der Krafterzeugung (quasi ein Umweg).
Weshalb der Elektromotor beim Hybriden ja auch unter das Getriebe fällt, da es die Übersetzung von der VKM zum Rad anpassen kann, wenn er seriell betrieben wird (siehe auch Diesel-elektrische Lokomotiven). Die Betrachtung der Wirkungsgrade sollte immer auch die ENTSTEHUNG der Energie mit betrachten (Well to Wheel Performance). Während also elektrische Energie durch Wärmekraftwerke (großteil) hergestellt wird und dann in einer Batterie zwischen gespeichert wird, bevor sie in den E-Motor kommt, muss aus Rohöl raffinierter Diesel oder Benzin hergestellt werden, dass dann über den verlustärmeren (!) Tank in die VKM gepumpt wird, ABER danach noch einmal im Getriebe Verluste enthält.
Welche der beiden Methoden jetzt besser ist, hängt im großen und ganzen von der Art der Stromgenerierung und des Wirkungsgrades der VKM und Getriebes zusammen.
Leserbrief #4:
Kosten-Nutzen-Denken zeigt, dass nur der serielle Hybrid eine veritable Lösung ist. Er bringt die Vorteile des Elektromotors zum tragen. Radnabenmotoren sollten bevorzugt werden, da mit ihnen auch die Bremsfunktion realisiert wird (ESP etc.).
Die Frage stellt sich, warum Toyota einen Leistungsverzweigten Hybriden einem klassischen seriellen (Eisenbahn) Hybriden vorgezogen hat. Nun, hier sind mehrere Bedenken einbezogen worden. Erstens kennt man sich mit mechanischen Produkten besser aus, d.h. sie sind generell zuverlässiger. Zweitens können Verluste bei einem mechanischen Getriebe sehr gering ausfallen, wenn es gut gelöst ist. Die Idee beim Prius war, dass er bei geringen Geschwindigkeiten elektrisch fährt und bei großen Geschwindigkeiten mit der VKM. Der Vorteil hierbei liegt darin, dass der Elektromotor kleiner dimensioniert werden kann, man nur einen braucht und insgesamt Kosten und Gewicht gespart werden, da ein mechanisches Getriebe bei hohen Umdrehungszahlen sehr gute Wirkungsgrade erreicht!
Der Volt wäre ein klassisches Beispiel für einen seriellen Hybriden, da der Verbrennungsmotor nur die Batterie lädt und der große Elektromotor effizient die Energie auf die Straße bringt, damit kann er aber zu weilen auch ineffizienter als ein VKM + mech. Getriebe sein, allerdings nur punktuell. Problem ist hier die relativ hohe Masse, auch wenn man Radnabenmotoren nimmt. Die Regelung der Motoren (mehr Motoren, mehr Regeltechnik) muss wesentlich ausgereifter sein und eventuell redundant bzw. sicherheitsaktiv ausgelegt werden.
Auch ein paralleler Hybrid würde sich (ebenfalls als eine Art Range Extender) anbieten. Hierbei würde der VKM in seinem Bestpunkt fahren und entweder über ein Getriebe direkt auf die Straße speißen, oder bei Überschuss an Leistung teilweise auch in einen Batterie/DSK-Speicher. Der elektrische Speicher wird dann wieder geleert, wenn der Verbrennungsmotor die Beschleunigungsleistung nicht mehr aufbringen kann, das sieht dann wie folgt aus:
BSLeistungen

Wenn man mal von der fehlerhaften y-Achsenbeschriftung absieht, erläutere ich kurz das Diagramm (Es müsste korrekterweise Leistung in W heißen). Die Leistung ist dabei die vom Auto  benötigte Energie zu diesem Zeitpunkt (man sieht das Beschleunigungsfahrten in kurzer Zeit viel Energie verbrauchen – hohe Leistung). Die Motorleistung wird konstant gehalten, während der Speicher (HS – grün) immer dann einspringt, wenn gebremst wird oder beschleunigt. Beim Beschleunigen ist es dann Leistung = Motorleistung + HS-Leistung und beim Abbremsen ist es HS-Leistung = Leistung – Motorleistung.
Letztlich ist es eine Frage davon, wo man seine Schwerpunkte setzt: mechanisches Getriebe (ja/nein?), Gewicht (hoch/tief?), Anzahl und Größe Motoren (hoch/klein – elektrisch/chemisch?), Komplexität Leistungselektronik (hoch/tief), Art des Energiespeichers (DSK/Batterie?).

Leserbrief #5:
Beschwerde das der Artikelschreiber noch nie einen leisen, kundenfreundlichen, harmonischen, ruckelfreien Prius gefahren ist. Planetengetriebe als Verteilergetriebe (mit 3 Ein-/Ausgängen), Generator, Millermotor und E-Motor sind dauernd im Eingriff. Vorwurf das Deutsche keine Ahnung vom E-Motor haben, weil sie Flachscheibenmotoren verwenden. Diese Motoren sind im Wirkungsgrad abhängig vom Spalt zwischen Rotor und Strator.
Nun bin ich selbst schon mit einem Prius gefahren, und so toll sich die Technik anhört, sie hat in der Praxis im Kleinwagen erhebliche Probleme. Der Platz ist begrenzt durch die beiden Motoren, die Kabine ist zu eng, und bei Autobahnfahrten merkt man dem schwachbrüstigem Motor deutlich an, dass er an der Grenze der Leistungsfähigkeit ist (Boostfähigkeit?!).

Eigentlich ist der Millermotor im Prius auch kein Millermotor sondern ein Miller-Atkinson Motor, aber das ist eine Trivialität. Das ein Planetengetriebe 3 Elemente hat und damit theoretisch 1 Eingang und 2 Ausgänge, oder 2 Eingänge und 1 Ausgang ist auch nur für technisch unbedarfte wichtig (3 Ein-/Ausgänge ist nicht ganz richtig, da es niemals nur 3 Eingänge oder 3 Ausgänge gibt ^^).

Während es in der Tat so ist, das z.Z. das Know-How bei deutschen Autobauern fehlt, stimmt es nicht, dass es in D kein Fachwissen über hochdrehende Motoren gibt. Das Problem ist, dass man ja gerade keine hochdrehenden E-Motoren mag, da man sich das Getriebe sparen möchte (serieller Hybrid). Wenn ein Motor nur dann effizient ist, wenn er bei mehreren Tausend Umdrehungen betrieben wird, dann lohnt sich der Einbau nicht. Die Umdrehungen am Rad sind zwischen –6000 bis +6000 1/min. Es bedeutet, dass der Motor effizient im gesamten Spektrum bleiben muss, da er ja auch bei Fahrten in der Stadt (n ist klein) effizient sein muss. Beim Prius trifft vor allem letzteres zu, jedoch kann hier ja mit dem Planetenrad ein bisschen gefeilt werden.
Vorteilhaft wäre auf alle Fälle ein kontaktfreier, d.h. verschleißarmer, Elektromotor, z.B. Reluktanzmotor, oder ein Drehstrommotor. Diese sind aber entweder noch in der Erprobung (auch international), oder sie sind auch in Deutschland in hoher Qualität verfügbar (ABB, Siemens etc.). Ein gutes Beispiel für kleine, schnelldrehende und effiziente Motoren sind Bohrgeräte und hier ist Deutschland durchaus für Qualität bekannt. Bei Gleichstrom hat die Art des Gleichstrommotors übrigens auch eine Einfluss auf die Verwendungsweise, da Neben- oder Reihenschluss bis hin zur Fremderregung andere Kurven und andere Steuerungsmöglichkeiten ergeben.

No comments: