Sunday, May 23, 2010

“Das Wunder von Berlin”

Dieser wunderbare Artikel im neuen Spiegel ist auch einer der wenigen journalistischen Leistungen, die wirklich erwähnenswert sind. Es ist ein Blick auf das Spannungsfeld zwischen Unternehmer und Arbeiter (bzw. Arbeitslosem) in der Hartz-IV Hauptstadt unseres schönen Landes.

Erst wollte ich hier Anmerkungen und Ergänzungen schreiben, aber der Artikel besticht durch seine Klarheit. Ich sehe nicht alles so, wie es der Unternehmer im Artikel sieht, aber meine und seine Bedenken ähneln sich. Stattdessen möchte ich ein bisschen über Arbeitslose schreiben (NICHT herziehen!). Ich höre immer nur das Gemaule von vielen Leuten, entweder Arbeitslose sind sooo schützenswert, da sie nichts für ihre Situation im bösen Kapitalismus können, oder man hackt auf ihnen herum nennt sie Nichtsnutze und sie sollen doch gefälligst jede Arbeit machen, die es gibt.

Ich mag hier kurz ausführen, welche drei allgemeinen Typen von Arbeitslosen dem Spiegel “bekannt” sind. Es ist natürlich so, dass es in der Realität noch unzählige Mischformen und Varianten gibt, die dazwischen liegen: So ist das Leben – komplex und facettenreich.

Dennoch bin ich mit der Schilderung der drei Typen d’accord, denn sie sind quasi stereotype Archtypen an denen man sich abhandeln kann.

Der erste Typus ist der edle Arbeitslose. Er/Sie ist arbeitslos, weil er/sie seinen/ihren alten Job verloren hat. Sie sucht einfach nur irgendeinen Job, hoffte am Anfang noch den selben Job in einer anderen Firma zu finden und ist deprimiert das es jetzt schon seit Monaten und Jahren nicht funktioniert. Sie findet dann ein Jobangebot (vielleicht knapp mehr als der Hartz IV – Satz), aber sie möchte einfach nur arbeiten und nimmt den Job. Ihr Ziel ist es (interessant das ich dabei von einer Frau spreche ?!) einfach nur aus dem “Dauer-Sonntag”-Programm zu entfliehen und ein geordnetes Leben auf eigenen Beinen zu beginnen. Vielleicht spielt ja auch noch ein wenig die Scham eine Rolle, denn es ist nicht gut fürs Selbstwertgefühl, wenn man weis das sein Leben von anderen bezahlt wird. Dieser Typus ist der von der Agentur für Arbeit und von den POlitkern geliebter Typ.

Kommen wir nun zu dem Typ, der dazwischen liegt, der von den Politikern gerne als Problemkind genannt wird und dem man unbedingt helfen muss. Er ist der Typus der dauerarbeitlos ist und keine Lust hat mehr zu arbeiten. Er ist soweit von jeglicher Anspruchshaltung an das Ich entfernt (entweder aus Trotz, oder aus Resignation oder einfach nur aus Provokation), dass er einfach keinen Bock hat mehr zu arbeiten. Er wird mehr von den Steuerzahlern als von den Politikern “gehasst”, da er für die Politiker immer noch “nützlich” ist.

Der dritte Typus ist dann jener, der den Politikern am Meisten missfällt, der aber von den Menschen noch ein bisschen Anerkennung bekommt (wenn es nicht gerade Konservative Brocken sind). Es sind meistens Facharbeiter, die entlassen wurden und in Ihrer Branche keine Arbeit mehr finden, weil die Arbeit zu diesem Lohn nicht zu haben ist (weniger akzeptieren sie nicht, da sie stolz sind und/oder Netto weniger dabei rum kommen würde – kann ich verstehen). Sie gehen zu Jobangeboten und hören sich alles an, um dann abzulehnen und den Bescheid dem Arbeitsamt zu geben. Doch sie leben eigentlich viel besser, weil unter der Hand verkaufen sie Ihre Dienstleistungen dann doch (für einen niedrigen nicht besteuerten Lohn – quasi dem Clearing Price) und erhöhen somit ihr Netto ordentlich Hartz IV + Minilohn macht dann doch mal gut und gerne mehr als nen Tausender. Es ist auch ein Mythos, dass dies nur arme KFZ-Mechaniker sind, es gibt sie auch in der Form des Akademikers.

Die Politiker hassen diesen Typus, da er Ihnen Geld vorenthält und sie versuchen das Volk gegen ihn aufzustacheln. Doch ähnlich wie beim Hass auf die Spekulanten wird vergessen, dass durch diese Tätigkeit nur eins gezeigt wird: Der Staat ist ungerecht und muss sich ändern – nicht der Mensch.

Und deshalb kann ich auch auf keinen dieser Arbeitslosen böse sein. Es sind Menschen wie wir und sie machen das was sie können innerhalb eines ungerechten Systems. Es sind nicht die Arbeitslosen, die böse sind, sie machen nur was die Anreize ihres Bosses (nicht dem deutschen Wahlviech) – der Staat – ihnen gebietet. Menschen werden sich nicht ändern, Gesetzmäßigkeiten der Politik können sich jedoch ändern!

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