Wednesday, May 19, 2010

Deflation – Ein Problem?

In den Medien wird derzeit versucht die Gefahr der Inflation (bzw. der Hyperinflation) herunter zu spielen, und dafür das Gespenst der Deflation aufzubauen. Sinkende Preise würden wesentlich härter sein, da sie in eine Liquidity Trap führen.

Der normale Bürger denkt natürlich erst einmal, sinkende Preise, supi, hab ich mehr Geld und kann mir mehr kaufen. Dies ist intuitive richtig, jedoch setzen die Keynsianer und somit der Mainstream heute entgegen:

Das mag für einen kurzen Zeitraum stimmen, dann werden sich jedoch Unternehmen und Bürger denken: “Moment, das bedeutet ja dann, dass ich in 2 Jahren mehr Geld habe, wenn ich mein Geld jetzt NICHT ausgebe (also Währung in Waren umtauschen)”. Dies würde natürlich dazu führen, dass weniger Geld zirkuliert und die Nachfrage schwindet. Die Krise würde sich natürlich verschlimmern, gleichzeitig würde auch keiner mehr Kredite kaufen. Für vorher gekaufte Kredite wird es noch schlimmer, denn zusätzlich zu den zu bezahlenden Zinsen erhöhen sich die Kosten jährlich um die Deflationsrate. Nach allgemeiner Meinung kommt die Wirtschaft in eine Deflationsspirale und könnte zusammen brechen.

Doch ich glaube auch dies nicht, denn es gibt in der Geschichte genug Beispiele, in denen Deflation herrschte und TROTZDEM Wirtschaftswachstum anhielt, oft war dies jedoch mit harten Währungen wie Gold/Silber etc. verbunden.

Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten, dass Deflation entsteht: Bei harten Währungen durch technischen Fortschritt und damit der Verbilligung der Produkte, Bei Fiat-Währungen hauptsächlich durch Verknappung der umlaufenden Geldmittel und durch Halten von Währung bzw. einem Rückgang der Geschwindigkeit des Geldumlaufes.

Doch ich sehe das etwas differenzierter, da ich in erster Linie vom Konsumenten argumentiere und damit aus Keynsianischer Sichtweise. Das Groß der Bevölkerung wird die Grundmittel des Lebens trotz dem kaufen, d.h. sie werden weiterhin Essen kaufen, sie werden weiterhin Autofahren und weiterhin in Mietwohnungen wohnen. Man wird weiterhin heizen, elektrischen Strom nutzen und all das machen, was zum eingelebten Lebensstandard gehört. Unternehmen werden sicher stärker darauf achten, wie sie Ihr Vermögen verwalten, jedoch werden sie immer noch den Bedarf der Bevölkerung decken (den auch ihre Profite werden ja durch die Deflation erhöht). Die schwierige Frage ist, wie sieht es mit Luxusgütern und Finanzprodukten aus. Denn auf unnötige Dinge, wie einen Maybach oder ein Boot könnte durchaus verzichtet werden, um stattdessen mehr Geld zu sparen.

Kredite sind ein schwieriges Thema, jedoch denke ich, es ist nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt. Es kommt auf folgendes an:

a) Die Höhe der Deflation, je niedriger, desto weniger Einfluss hat sie (gleiches gilt für die Inflation)

b) Das Verhalten der Banken bzw. die Möglichkeit ihr Kreditwesen daran anzupassen.

Wenn man Deflation hat, ist die Frage, ob man als Bank überhaupt noch groß jährliche Zinsen auf seine Kredite erheben mag, da sie ja quasi implizit sind. Man könnte sogar von einer Konkurrenzsituation sprechen, und sagen das man auch einen negativen Zins einführen könnte und immer noch “Gewinn” macht.

Alles hängt jedoch, wie bei der Inflation, vom Vertrauen in die Konstanz ab. Ist die Deflation über Jahre konstant, dann kann man damit planen und die Wirtschaft läuft weiter wie bisher (unter anderen Konditionen). Wenn jedoch die Zukunft als dynamisch und unvorhersehbar prognostiziert wird, dann kann dies durchaus dazu führen, dass Deflation die Wirtschaft erst einmal ins straucheln bringt und long-term Investment im Vergleich zu short-term Investment vernachlässigt wird.

Hier wären dann jedoch eindeutig harte Währungen im Vorteil, die weniger abhängig von diesen Fluktuationen sind, da ihnen dieselbigen schon immanent sind.

Wird dies Krisen und Bankrotte vermeiden? Nein, aber gleichzeitig ist Deflation, meiner Meinung nach, nicht so schlimm, wie es immer beschrieben wird. Es kommt nur auf die Rahmenbedingungen an.

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