Thursday, September 15, 2005

Wenn Freiheit zum Staatsdienst wird...

Ich hab mich ja in der Vergangenheit schon mehrmals mit dem Thema Iraq beschäftigt, es aber bald aufgegeben, da mir andere Dinge wichtiger waren und es nichts neues zu sagen gab. Die Entwicklung hat sich in etwa an meine Prognosen gehalten, leider und wird sich wohl nicht bald ändern. Deshalb kommentier ich einfach mal diesen Pro-Bush-Krieg-Kommentar von einem "freiheitlichen" Menschen (hat ja auch einen Blog der FreedomWatch heißt).


Mal abgesehen von meinen Standardbeweisen für die Fälsche des Irakkriegs(WMD, Al-Quaeda etc.), die sich alle Bewahrheitet haben, gibt es jetzt weitere Entwicklungen. Bevor hier Geschrei auf kommt, ich sei doch auch so ein "Islamofacist" oder ein "Saddamite" möchte ich erwähnen, dass ich den Krieg gegen Afghanistan als reinen Verteidigungskrieg befürwortete, doch schauen wir uns nun die Gründe mal an:

- Ich habe prophezeit, dass das "diktatorische Musterland" auf Grund seiner religiösen und Kulturellen Verschiedenheit auseinanderfallen wird.

-> Passiert tatsächlich, man kann sich nicht mal auf eine Verfassung einigen (föderaler oder zentraler Staat)

- Ich habe prophezeit, dass die Iraker und Terroristen nicht aufhören werden gegen die US Kräfte zu kämpfen, die sie als Besetzer und nicht als Freunde sehen.

-> Terror hält auch weiterhin an und nimmt sogar zu, da kann nichts drüber hinweg täuschen.

- Der wilsonische Ansatz des Nationbuilding hat in Deutschland nur funktioniert, weil die Grundlagen für eine kapitalistisch-demokratische Entwicklung gegeben waren, im Nahen Osten sieht das anders aus, deshalb wird Bush scheitern.

-> Hei de nei, hab doch schon wieder Recht gehabt (http://coldfury.com/reason/index.php?cat=2).

Jetzt zu dem Pamphlet, dass ich verlinkt hab:

So traurig die Ereignisse sind und so paradox es klingen mag: mit jedem weiteren
Terroranschlag
beweisen die Islamofaschisten, wie gefestigt die
Zivilgesellschaft des Irak ist.


So ein Schwachsinn hab ich schon lange nicht mehr gehört, wo bleibt da Popper's Falsibility Test? Es ist keine Argumentation, wenn es kein Ja/Nein-Kriterium gibt, um zu zeigen, dass die Behauptung falsch ist. Der Auspruch oben hat etwas von religiösem Eifern und nichts von einem realitätsnahen Argument, über das man diskutieren könnte.

"Keine Terroranschläge" = Bush ist gut und der Krieg war gut und die Situation ist gut
"Weitere Terroranschläge"= Bush ist gut und der Krieg war gut und die Situation ist gut

Wow, wie überzeugend und gott sei dank fehlt auch eine Begründung und Beweisführung.

Es besteht kaum ein Zweifel über den Ausgang eines Bürgerkrieges, sollten
Schiiten und Kurden den Fehdehandschuh einer kleinen gewalttätigen Minderheit
unter den Sunniten aufnehmen. Gegen die schiitischen Badr-Brigaden und die
kurdischen Peshmerga hätten die untereinander zerstrittenen Fraktionen des
sunnitischen "Widerstandes" kaum eine Chance.


Und was bringt ihn auf den Trichter, dass Shiiten (Mehrheit in der Regierung) und Kurden zusammenarbeiten oder gar angreifen würden? Es ist sogar höchst unwahrscheinlich das dies passiert, eher würde es 3 irakische Staaten geben, da die Sunnis keinen Zentralstaat durchsetzen können.

Umso mehr muß man den politischen und religiösen Führern der irakischen
Mehrheitsvölker zu Gute halten, daß sie zur Besonnenheit aufrufen. Man kann
heute vorsichtig behaupten, daß der Plan der Baathisten und Salafisten nicht
aufgegangen ist, Schiiten und Kurden in einen Bürgerkrieg zu ziehen.


Genau das mein ich nämlich auch, allerdings sollte man diesen Frieden nicht überbewerten: Das Dicke Ende kommt noch.

14 der 18 Provinzen sind heute ruhig - fast kann man sie als sicher
bezeichnen, sunnitische Kleriker rufen zur Integration in den gemeinsamen Staat
auf, einzelne Fraktionen der Baathisten suchen einen Ausweg aus dem Kampf und
sunnitische Stammeskrieger wehren sich gegen die "ausländischen Besatzer", wie
sie die islamistischen Mörder um Zarqawi nennen.

Das wäre dann ja alles andere als sicher, weil auf der einen Seite religiöse Muslime versuchen einen theokratischen Staat zu schaffen, während auf der anderen Seite islamistische Terroristen versuchen die USA aus dem Land zu treiben. Ja, doch, das klingt doch nach Sicherheit.

Wie auch Krepinevich in der Sep/Okt-Ausgabe
der Foreign Affairs
beschreibt, ist die Heftigkeit terroristischer Angriffe
kein Maßstab für die Stärke der Terroristen. Oft trifft das Gegenteil zu: als
baathistische Kräfte noch ganze Regionen kontrollierten, kam es in Bagdad kaum
noch zu größeren Anschlägen, dagegen nahmen die Aktionen rund um die freien
Wahlen zu.


Vielleicht nicht die Heftigkeit, aber sicher die Effektivität und die Plannung, denn ansonsten wären sie nicht in der Lage gegen eine Berufsarmee solche Anschläge zu führen.
Als die Baath'Partei noch regierte, hat die faschistische Staatspolizei auch alles kontrolliert, weshalb Anschläge kaum möglich waren.

Heute stehen wir vor einer ähnlichen Situation: je offensichtlicher wird,
daß der "Widerstand" die anderen religiösen und ethnischen Gruppen nicht in
einen Bürgerkrieg ziehen kann, desto heftiger und blutiger werden die
Anschläge.Die alles entscheidende Frage lautet: wieviele Opfer können Kurden und
Schiiten noch ertragen, bevor die noch dünne zivilgesellschaftliche Eisdecke
bricht?
Wäre nicht gerade Deutschland den Irakern jede Hilfe schuldig? Oder
beschränkt sich unser Können auf Giftgaslieferungen?


Warum sollten wir den Irakern was schuldig sein? Nein, Deutschland hat da unten nichts verloren, wir wurden nicht mal von den Terroristen angegriffen. Nur weil die USA eine Odysee um die Welt macht, heißt das nicht, dass Deutschland den Blödsinn mitmachen muss. Offensichtlich hat sich nämlich keiner Gedanken darum gemacht, was man mit einem befreiten Land anfangen soll...

1 comment:

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