Sunday, March 24, 2013

Braucht Deutschland einen Wechsel in der Verkehrspolitik?

Herr Ramsauer kämpft nicht nur mit dem BER und dem Ulmer Flughafen, bei Beiden auch noch mit steigenden Kosten, sondern vor allem auch mit dem steigenden Verkehrschaos, dem Infrastrukturinfarkt in Deutschland. Auch wenn immer gerne auf den guten Zustand des öffentlichen Nahverkehrs hingewiesen wird, so zeigt sich doch, dass seit 1975 und auch schon davor (Habe ich auf die Schnelle keine Grafik dazu gefunden) der Bestand an PKWs in Deutschland ständig steigt.

Die Straßen jedoch werden in Zustand und Menge nicht besser. Gerne wird im Ausland in der Zwischenzeit über das un-Deutsche Straßennetz als "Netz der Brückenreperaturen" gelacht. Leider bleibt jedem das Lachen im Halse stecken, wenn man sieht das die Transitzahlen über Deutschland's Autobahnen nicht geringer werden. Halb-Europa lässt seine LKWs durch die Bundesrepublik fahren und ist somit auch auf den guten Zustand unserer Autobahnen angewiesen.

Die Kapazitäten sind jedoch beinahe erschöpft, das merkt jeder Pendler auf den süddeutschen Autobahnen, speziell auf der A5 oder der A8, aber auch im Ruhrgebiet ist das keine Autobahn mehr sondern Stau stehen. Seit dem 1. Januar 2005 haben wir nun eine LKW-Maut, deren lachhafte Einführung durch das TollCollect Consortium lange nur ein schlechter Witz war.
Leider ist die Maut nicht zweckgebunden, was bedeutet das nur ein Teil zur Sanierung der Straßen genutzt wird. 60% fließt in das Fernnetz und sonstigen Straßenverkehr. Der Rest teilt sich auf das Schienennetz (!!) und Wasserwege auf. Der Autofahrer finanziert also auch hier den Verluste machenden Schienenverkehr quer.

Wir haben jährlich 450000 km Staulänge und das ist in der letzten Dekade weiter angestiegen. 2009 hatten wir noch 350000 km.

Der wirtschaftliche aber auch persönliche Schaden ist dabei unermesslich. Man verliert Zeit beim Pendeln zur Arbeit und damit natürlich Freizeit. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass man geschäftlich vielleicht auch noch Einbusen hat, da nicht jeder Flexzeit hat.

Deshalb sieht das jetzt auch schon die CDU so, dass früher oder später eine Maut auf PKWs kommen wird. Entweder wird das per Bezahlmaut (siehe Frankreich oder TollCollect) streckenweise geschehen, oder eben als Vignette wie in Österreich und der Schweiz. Letzteres hätte den Vorteil das man die Deutschen per Entfall KFZ-Steuer zumindest teilweise entlasten könnte. Nachteil ist das Vignetten selten den gesamten Bedarf decken und ganz sicher kein Congestion Pricing erlauben, d.h. kapazitätsabhängige Preisbildungen.
Letzteres könnte helfen schwer lösbare Probleme wie Rush Hour zu entschärfen, in dem man Leute dafür belohnt ausserhalb dieser Stoßzeiten zu fahren und dann eben einen niedrigeren Preis zu zahlen.

Eben das was auch schon die großen Tankstellen-Betreiber seit Jahren machen, was allerdings ganz große Akzeptanzprobleme hat.
Allerdings muss man bei Einführung einer Maut auch noch andere Dinge beachten, nämlich dass der Autofahrer entlastet werden muss. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass letztlich der Bus und Zugfahrer auch mal seinen wahren Preis zu sehen bekommt. Ein 100 € ICE Ticket nach Hamburg wird dann gut und gerne 200 € kosten. Bisher wurden ihm etwas mehr als 50% (100 €) durch Länder, Städte und andere Finanzierungsmaßnahmen "erlassen".
Teilweise hat diese Quersubvention auch dazu geführt, dass neue Mobilitätskonzepte im Bahnbereich nie ausprobiert wurden. Auch heute sind Lokomotiven mit 45- 65 t die Norm und ein beladener Wagen kann auch mal 25 t oder mehr wiegen. Die Frage stellt sich jedoch ob das notwendig ist.

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