Monday, March 08, 2010

Konkurrenz der Währungen

Ich bin zwar nicht der größte Freund des sogenannten Gold-Standards und selbst einer Währungskonkurrenz stehe ich nicht unvoreingenommen positiv gegenüber, aber man könnte es durchaus einmal ausprobieren.

Diesem Post bei "Freiheitswerk" stehe ich jedoch vollauf negativ gegenüber. Nicht nur wirft er Frank Schäffler UND August von Hayek vor Irrtümer der Wirtschaft nicht mit ins Grab genommen zu haben, sondern scheint auch selbst nur wenig Ahnung von Marktwirtschaft zu haben. Man könnte jetzt sagen, dass Hayek seine Preise nicht um sonst bekommen hat und sich diese Frau erst einmal selbst einen Namen machen sollte, aber ich denke es ist sinnvoller die Argumente anzugehen.

Hier sieht es düster aus, da sie von Wirtschaft redet, aber scheinbar für sich selbst Wirtschaft != Markt ist, was etwa an das Denken des Mittelalters oder eines Marxisten erinnert. Das jede moderne Wirtschaft den Markt als zentralen Gedanken hat (Ausnahmen Nordkorea/Cuba, aber selbst hier gibt es (Wochen- und Schwarz-) Märkte) und man viele der Vorgänge der Marktwirtschaft von eben jenen kleinen Wochenmärkten ableiten kann.
Wenn sie nun dort auf einen Markt gehen würden, würden sie sehen, dass unter den Dorfbewohnern auf Grund deren gegenseitiger Freundschaften oft folgende Tauschhandel passieren: Ich lass dich bei mir abends saufen und du gibst mir dafür heute ein großes Stück Schinken/Kuchen/Fisch/Käse etc. Was hier passierte nennt man Handel und zwar nicht mit der DM oder dem Euro sondern mit Sekundären Marktwährungen. Nur weil kein Wertsymbol auf das Bier oder den Fisch gedruckt wurde, haben sie trotzdem einen Tauschwert und das Vertrauen ist mittelbare Währung, ähnlich wie Vertrauen beim Fiat-Geld den Papierschein mit €-Zeichen von einem normalen Papierschein unterscheidet.

Diese Grundvorgänge sind offensichtlich der Frau, die für etwas schreibt, dass "freiheitswerk" heißt, unvorstellbar oder nicht genehm. Oder sie hat nicht weit genug gedacht, was ein bisschen bei den folgenden Argumenten hervor sticht. So meint sie, dass dann bei einer Konkurrenz der Währungen ja jeder sein eigenes Geld herausbringen könnte, sie vergisst aber, dass Vertrauen einen großen Anteil bilden wird, genauso wie Wertkonstanz. Sicher unmittelbar wird es eine Unmenge neuer Währungen gebe, bis sich 3-4 große Währungen durchsetzen und etablieren. Ein Problem ist dabei natürlich, dass die Errungenschaft vom Euro, d.h. die landesübergreifende Austauschbarkeit des Geldes und damit die Einfachheit in z.B. Frankreich mit D-Euro zu zahlen, verloren gehen wird. Auf der anderen Seite dürfte dies einen Hebel vor zu viel fiskalem Bilanzierungszauber und Entwertung schieben.

Ich finde es sehr undurchsichtig von dieser Frau zu sagen, dass es keinen Währungswettbewerb geben kann, denn weltweit ist genau dies der Fall. Der US$ ist in einem ständigen Wettbewerb mit CAN$, mit mexikanischer Währung, mit dem €, mit dem britischen Pfund, mit der chinesischen Währung etc.

Danach kommen durchaus gute Analysen zum Stand der Dinge, daraus wird jedoch eine wirklich unglaubliche Schlussfolgerung getroffen. Eben weil der Staat schlecht ist, darf es eine privatwirtschaftliche Lösung geben, die auf Basis der Theorie komplexer Systeme die besten Lösungen konstruieren würe, sondern es muss eine staatliche Lösung geben (wobei diese nicht auf dem heutigen Staat sondern einer "neuen" utopischen Entität basiert). Es soll die Geldmenge begrenzt werden, und zwar nicht durch partikuläre private Interessen, sondern durch eine dem Gemeinwohl der Preiserahltung dienenden Hand. Wer es sein soll und Wie diese funktionieren soll (hört sich doch sehr nach Zentralbank an) wird leider nicht herausgestellt. Stattdessen wird es einfach als Axiom festgesetzt und dann davon ausgehend seltsame Schlussfolgerungen gezogen, die eindeutig gegen:

a) die bekannten psychologischen Grundlagen der Ökonomie und
b) die Theorie des Anreizes

geht. Sie will tatsächlich Geld mit einem Ablaufdatum, so dass keine "Hortung" des Kapitals eintritt. Jetzt mag dies Intuitive sich schön anhören, um alles ein bisschen gerechter auszugestalten und "Freigeld" sei der richtige Schritt dazu, jedoch vergisst man eine wichtige Sache. Der Motor einer jeden Volkswirtschaft sind Unternehmer und die kommen nicht aus dünner Luft, nein, die bauen Unternehmen auf, weil sie sich davon einen Gewinn versprechen. Sicher ist Geld nicht der einzige Triebpunkt, aber er ist ein wichtiger, wenn man betrachtet, welche Summen sie investieren müssen.

Nun diese Unternehmer machen dies nicht, wenn sie sich nicht sicher sein können, dass sie in Zukunft dafür Geld bekommen können, dass sie entweder in Unternehmen investieren oder sparen können. Und genau hier ist die Crux, Freigeld nimmt den Unternehmern den Anreiz Geld zu sparen und gibt den Arbeitern Grund zu konsumieren. Es ist damit eine typisch keynsianische Wirtschaft, die von der Demand-Seite her immer mehr Geld reinschäffelt, ob dies jetzt sinnvoll ist oder nicht. Sie reizt nicht zum langfristigen Aufbauen an, sondern fördert den kurzfristigen Konsum, da ja die Geldscheine schon bald ablaufen werden. Es ist wird in dem Artikel auch kein Wort über "Kredite" verloren, ob diese jetzt unter dem Ablaufen der Geldmittel inbegriffen sind, oder nicht. Dies würde kurzfristige Kredite bevorzugen und die Zinsen in die Höhe treiben, da ja der Geber des Kredits sein Geld zurückhaben möchte, bevor es gegenstandslos wurde. Oder habe ich jetzt da etwas Missverstanden? Gibt es dort etwa einen Unterschied zwischen Zahlenwerten auf Papier und der umlaufenden Geldmenge?

Klärt mich auf, ihr Getreuen Gesells, ich kann mir es leider so nicht vortsellen.

2 comments:

Anonymous said...

Die Frau, die deiner Meinung nach etwas zu kurz denkt, bin ich.

Und mit Sicherheit hast du etwas nicht verstanden. Nämlich den Unterschied zwischen umlaufender Geldmenge und den "Zahlenwerten" auf Papier.

Wo soll man denn bitte schön mit der Aufklärung anfangen, wenn einer fragt, ob es zwischen den beiden Sachen einen Unterschied gibt???

Ist denn ein Tisch und die Rechnung, auf der ein Tisch steht, oder auch ein Abholschein für einen reparierten Tisch nicht das Gleiche? so hättest du auch fragen können. Wär' das Gleiche gewesen.

Also was deine Aufklärung angeht, da muss ich passen. Echt.

Angelika

Max said...

Das schöne an dem Geldwert ist doch, Zahlenwert, Kaufpreis und umlaufende Geldmenge hängen zusammen.

Und während Schuldschein und Tisch nicht das gleiche sind, so steht hinter dem Schuldschein ein echter Wert. Hinter einem Scheingeld steht nur ein Versprechen. Das Versprechen, dass die Entität Staat mit seinem BIP dafür bürgen kann. Es baut auf das Vertrauen auf, wenn dieses weg ist, dann wird es schwierig, weil der harte Wert eben fehlt.

Sie regen sich auf, und dennoch zeigt sich doch, dass dezentrale "Geld"systeme immer wieder funktionieren. Ein Beispiel sind Alkohol und Zigaretten im Gefängnis. Man kann das natürlich auch auf jeden anderen Schwarzmarkt ausdehnen.
Es gibt konkurrierende Geldsysteme überall. Kunstwerke können Geld ersetzen. Sammelmünzen mit Goldgehalt sind immer mal wieder Teil eines Geldsystems. Der Liberty Dollar in den USA war auch eine solche. In manchen Dörfern kann man wieder mit Franc oder Pfund zahlen. Deshalb bricht die Welt allerdings nicht zusammen.

Jetzt können Sie entgegnen: Aber das funktioniert nur im Kleinen?

Dazu muss man sagen, dass man das nicht weis, denn große Projekte gab es ja nie. Nicht weil es nicht funktioniert, sondern weil man es nicht zu lässt. Es ist einfacher für Regierungen die Kontrolle darüber zu behalten.

Sie können übrigens gerne ihr eigenes Geld raus bringen, wenn ein entsprechender Wert dahinter steht, dann könnte es sich durchsetzen. Oder eben nicht.

Max