Saturday, June 15, 2013

Daimler, Werkverträge und Lohnkonstanz

Dieses Thema ging an mir fast vollständig vorbei, bis es auch bei der Arbeit angesprochen wurde. Dann habe ich mir selbst mal ein paar Nachrichtenartikel, wie diesen durchgesehen. Es scheint, dass Daimler seine Arbeitskosten senken möchte, d.h. deutsche Arbeitskräfte sind im internationalen Vergleich zu teuer. Neben Daimlerarbeitern, arbeiten jetzt also auch preiswertere Leiharbeiter oder Arbeiter mit Werksverträgen (was eine schöne Umschreibung dafür ist). Jetzt muss man natürlich sagen, dass ein Daimlermitarbeiter sehr generös entlohnt wird.
Als ich als ungelernter Ferienjobber bei Daimler gearbeitet habe, dann waren das schon ungefähr 3000 € brutto, d.h. ein Stundenlohn von knapp 19 €/h. Wohl gemerkt, ich bin ein ungelernter Arbeiter gewesen, der einen Gabelstapler bedient hat!!!

Das kann sich auf Dauer kein Unternehmen leisten, weshalb Daimler seit der Krise von 2008 keine neuen Arbeiter mehr zu den alten Konditionen anstellt, diese waren schon aus einer anderen Welt. Jetzt beschwert sich der investigative Journalist, dass für einfache Tätigkeiten wie das Verpacken von Stahlteilen nur ein Lohn von ungefähr 8,2 €/h gezahlt wird.
Das sind tatsächlich ungefähr 1300 €, wobei ich nicht weis ob diese Lohnangabe brutto oder netto ist.
Davon bleiben nach dem Steuerrechner noch knapp 1000 € übrig. Sind tausend Euro für das einwickeln von Stahlteilen wirklich zu wenig?

Ich konnte mir von knapp 800 € alles notwendige zum Leben leisten, inklusive eines preiswerten Autos. Sicher es war die Studentenzeit und ich hatte keine Kinder, aber wenn man keine unnötigen Ausgaben hat, dann klappt das.

Das Problem scheint jedoch in diesem Artikel gewesen zu sein, dass man sich über die Löhne aufregt, diese unmoralisch findet (im Vergleich zu was?!), aber dann letztlich zwei andere Dinge anprangert. Gleichheit, d.h. dass diese Aufgabe auch von Daimler-Arbeitern gemacht wurde, die ja mehr bezahlt wurden. Das sehe ich jetzt als geringfügiges Problem, denn vielleicht mussten die nur aushelfen, was allerdings auch nur bedeutet: Daimler hat Produktivität und Gelder verschwendet. Und die Tatsache, dass diese Arbeiter auch noch nebenbei einen großen Satz Sozialhilfen einstreichen können (bis zu 1500 € je nach Familiengröße).
Kann man mit 2500 netto als Familie leben? Ich glaube ja. Man muss nur auf die neusten Adidas-Schuhe verzichten.

Eigentlich handelt es sich hier ja um zwei Probleme, die Tatsache, dass der Staat Sozialhilfen vergibt und damit den Markt verzerrt und die Tatsache, dass Daimler seinen eigenen Arbeitern die Löhne nicht kürzen kann. Im englischen nennt man dieses Konzept Wage Stickiness, d.h. in Krisen die Möglichkeit nicht ausnutzen zu können, weniger zu zahlen. Hier ist Kurzarbeit leider keine Hilfe, da sie nur kurzfristig ist, und letztlich den langfristigen Trend nicht ändern kann.

Eigentlich müssten beide Seiten einlenken. Die Daimler-Arbeiter müssten auf einen Teil ihres Gehalt zugunsten der neuen Arbeiter verzichten. Statt 3000 gibt es dann halt nur noch 2000 brutto. Damit könnten dann neue Arbeiter zum gleichen Gehalt eingestellt werden, ohne dass man externe Billigarbeiter anheuert.
Doch das ist dann ja auch nicht gewollt, soweit geht die soziale Gleichheit nicht.

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