Wednesday, March 22, 2006

V for Vendetta

Gestern habe ich mir endlich dieses lang ersehnte Comicverfilmung im Kino angesehen und wurde in meiner Meinung bestätigt. V for Vendetta war der erste gute Film dieses Jahres.
Es ist mir egal, ob manch die Szenen, welche an Phantom of the Opera erinnern, kitschig finden, denn nicht jeder mag eben solche Kunstszenen. Wobei ja immerhin dieses Musical zu den brühmtesten und besten der Welt gehört, was eigentlich auch einiges zählen sollte.

Es gibt eigentlich nicht viel, was ich zu V for Vendetta sagen könnte, das nicht schon von den Kollegen bei LewRockwell.com oder Mises.org gesagt wurde. Es ist auf alle Fälle ein sehr gut inszinierter Film mit herausragenden Leistungen von Natalie Portman (überraschend) und Hugo Weaving (trotz Maske wie immer stark). Die Kameraführung war ausgezeichnet und passte sich hervorragend den Dialogen an. Doch was wohl für mich am wichtigsten war; die Matrix-Macher (Wachowski-Brüder) haben es hinbekommen, dass der Film ganz wenige Kampfhandlungen hatte, diese allerdings umso schöner umgesetzt. Es mag natürlich nicht jeder solche explizite Darstellung von Gewalt, aber gerade durch die selten Darstellung von Kampfszenen in diesem Film, bekam das Thema Gewalt eine viel größere Bedeutung als wenn Kill-Bill-like Hunderte umgebracht worden wären.

Doch auch wenn man mal vom Handwerklichen absieht, das ausgezeichnet war, gibt es nur wenig zu bemängeln und besonders die Anmerkungen von Daniel Arnolds (vom Freiheitsforum), kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Erstens haben sie eine wunderbare Synthese aus Film und Comic geschaffen (mit überzeichneten Farbgebungen und teilweise exaggerierten Szenen (wie im Theater) und doch realistischer Atmosphäre), und zweitens haben sie klipp und klar eine Grenze zum Comic gezogen. Ich finde es sogar besser, dass sie nicht den selben Weg wie Sin City gegangen sind, da es nicht zum doch sehr realistischen Thema passen würde. Während Sin City zweifellos die beste Comicportierung ist, die es z.Z. gibt, ist V for Vendetta der bessere Film, da er ein Thema klarer verfolgt.
Auch aus der Sicht des klassischen Dramas betrachtet, ist V for Vendetta aller erste Sahne. Denn die Prophezeiungen aus der Exposition und dem II. Akt setzen sich alle im letzten Akt um und bringen das Stück zu dem vorgezeichneten Ende, ohne komplett berechenbar zu werden.

Doch kommen wir zu den Anmerkungen ausm Freiheitsforum:

Ich habe auch gelesen, dass Autor stinksauer war über den Film.


Der Autor ist auch anarcho-Sozialist, warum sollte er sich also nicht über den Film aufregen?

Und genau diese Darstellung des "offensichtlich" faschistischen Staates ging mir bei dem Film derbe auf die Eier. Du hast den Film mit "hyperkorrekte Hollywood PC-Scheiße" schon ziemlich treffend benannt. Leider!
Wobei der Film teilweise trotzdem unterhalten kann. Zum Schluss wird's allerdings sehr albern und beinahe unerträglich kitschig. Insgesamt kommt Vendetta bei mir nicht gut weg. Ich hab' einfach viel mehr erwartet.

Natürlich ist er offensichtlich faschistisch, sonst würde es die Mehrheit der Kinogänger nicht verstehen und sie hätten dafür in Hollywood kein Budget bekommen. Ich finde es allerdings nicht zu übertrieben, da es ja doch noch Anleihen beim Comic hat und deshalb überzeichnen dazu gehört. Allerdings stimme ich der Charakterisierung nicht zu, da sie übertrieben und eindeutig am Film vorbei geht, der den Faschismus noch viel subtiler charakterisiert, als nur die oberflächliche Einteilung durch Farbgebung, Kultur und Uniformismus.
Ich hätte sogar noch mehr kitsch erwartet, immerhin ist es ein US-Film. DAfür haben sie die Liebesbeziehung recht stilecht umgesetzt (wie will man schon ein Gesicht ohne Gesicht küssen ;) ) und sich dabei an großen Vorbildern orientiert. Sicher war das nicht die originellste Wahl, aber iene sehr gute.

Auf der einen Seite ein eigentlich rechtschaffenes Volk, auf der andern eine Clique verführerischer Demagogen: An dieser Symmetrie ist so ziemlich alles schief. Dass Diktaturen nicht vom Himmel fallen, sondern in kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen entstehen, passt den Manichäern Andy und Larry Wachowski nicht ins Konzept. Lieber huldigen sie, wie auch in "Matrix", der naiven Idee vom schuldlosen Kollektiv, das ein Aggressor von außen zum falschen Leben im wahren zwingt."


Auch der Spiegel-Filmkritiker hat offensichtlich den Film nicht gesehen, oder nicht wirklich aufgepasst, sonst hätte er den Hintergrund mitbekommen und wie das Volk den Diktator aus verschiedenen Gründen (Angst ist nur einer) hochhiefte.
Andererseits erwarte ich vom Spiegel schon seit langem keine guten Rezensionen mehr, da offensichtlich die einzigen fähigen Schreiberlinge abgeschoben wurden.

Und noch eine letzte Kritik möchte ich hier aufgreifen, dass nämlich das Ende als "Aufschwung für einen neuen Kollektivismus" interpretiert wird. Auch dies zeugt von einem unruhigen und offensichtlich nicht wachen Kinobesuchers, der wohl verpasst hat, wie sich der Uniformismus als Parabel auf den ganzen Film selbst auflöst, in dem alle Bewohner die Guy Fawkes Masken abnehmen und damit symbolisch (und um Symbolik geht es im gesamten Film) jegliche Führerschaft, ob es nun Stutler oder V ist, ablehnt.

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