Monday, June 18, 2012

Subventionen für eine Branche von Gestern?

Ein sehr interessanter Artikel über den Zustand des Corporate Welfare States in ganz Europa. Er reißt ein bisschen an wie sehr Politik und Unternehmertum in Europa verquickt sind und wie schnell dies zu einem Problem werden kann (wenn es das nicht schon teilweise ist).

Doch beginnen wir vorne. Es dreht sich erst einmal um Opel, denn Opel geht es schlecht. Die deutsche Marke (hier ein bisschen Nationalismus) steht vor schweren Problemen. Ähnlich wie SAAB kann auch Opel nicht mehr auf dem europäischen Markt konkurrieren. Die Gründe sind vielfälltig und würden einen eigenen Artikel erfordern. Man kann jedoch einige grundsätzliche Punkte zusammenfassen:

  • GM zieht alles R&D an sich und lässt den Konzern-Töchtern keine eigenen Möglichkeiten mehr
  • Sparmaßnahmen stehen keine gleichwertigen Investitonen gegenüber
  • Standortentscheidungen scheinen mehr oder weniger aus dem Bauch heraus getroffen, ohne klare Linie
  • OPEL darf nur in Europa verkaufen, wobei dann hier auch noch GM mit den gleichen Modellen Konkurrenz macht
  • Outsourcing hat OPEL ausgehöhlt und Eigenentwicklungen fast unmöglich gemacht
  • Der AMPERA war ein teurer Reinfall
  • Produktion in Deutschland ist immer noch zu teuer
    • Die Konkurrenz produziert meist schon in Osteuropa
  • Die Zusammenarbeit zwischen GM und OPEL läuft nur einseitig
  • Die GM-Kultur ist mit Opel nicht vereinbar
    • GM ist auch in den USA auf dem absteigenden Ast
  • Neben dem Streit GM-OPEL gibt es auch noch intern Streit zwischen OPEL und Belegschaft

Einige dieser Punkte wurden auch im Artikel zumindest teilweise angesprochen. Es zeigt sich auch, dass nicht alle Automobilkonzerne gleich sind. Die großen Billighersteller haben natürlich in einer Zeit Probleme, in welcher der Privatkonsument nicht das Geld aufbringen möchte Neuwagen zu kaufen. Die großen Premiumhersteller können sich jetzt auf den Verkäufen an Firmen und Regierungen ausruhen und hoffen, dass außerhalb von Europa die Märkte noch wachsen können.

Allerdings kommen auch dort harte Zeiten auf die Hersteller zu. Weder Brasilien, noch China sind Märkte, die noch viel Wachstum vertragen, was mehr oder weniger an der Blasé in China und der Überschuldung in Brasilien zu tun hat. Leider sind das im Moment die wichtigsten Absatzmärkte.

Jetzt schreien natürlich alle jene Verlierer der Billighersteller nach Staatshilfe, allen voran Fiat (auch ein Teil des GM-Konzerns). Frankreich wird darüber nachdenken vielleicht PSA oder Renault zu stützen, was sich als teuer für die marode französischen Staatskasse herausstellen kann. Nebenbei lösen solche kurzfristigen Aktionen das generelle Problem der Autohersteller nicht. Es gibt zu viele Hersteller mit zu wenig Unterschieden, die auch noch versuchen in allen Segmenten gleich präsent zu sein.

Man mag sie in dieser Krise unterstüzten, um jedoch danach auch wettbewerbsfähig zu sein, müssen sich die Konzerne wandeln und den neuen Gegebenheiten anpassen. Teilweise sind die Staaten selbst Schuld, immerhin propagieren europäische Staaten schon seit einigen Dekaden die grenzenlose Bahnverbindung und versuchen damit das Auto zu verdrängen, vielleicht schaffen sie es sogar auf diese Art und Weise.

Subventionen werden die Autokonzerne nicht retten, da Sie, ähnlich wie die Abwrackprämie einfach nur Zeitspiel betreiben. Die Abwrackprämie hat Autokäufe um vielleicht 12 oder 24 Monate vorgezogen nicht jedoch erhöht. Anstatt in 24 Monaten ein Auto zu kaufen, hat man es halt jetzt getan. Die Folge ist eine Art Sinus-Sprung in den Autoverkäufen. Heute hoch, dafür dann die Talfahrt später. Als unangenehmer Nebeneffekt hat diese Prämie dann auch noch den Gebrauchtwagenmarkt in den Keller gefahren, da plötzlich gebrauchte Autos teurer wurden. Die alten Wagen wurden ja verschrottet (oder zumindest ins Ausland geschafft).

Ähnliches macht auch eine Subvention. Sie verhindert das sich Konzerne ändern müssen. Die Folge kann in einigen Fällen dann krass sein und auch genau dadurch zum Bankrott führen. Denn anstatt sich sofort zu ändern, sich anzupassen, wenn die Fallhöhe noch niedrig ist, macht man es zu spät und kann weiter fallen.

Die heutigen Schwierigkeiten zeigen, dass die Branche von gestern in Schwierigkeiten ist. Jedoch bedeutet es nicht, dass die Branche von morgen es auch sein muss, wenn sie sich anpassen kann.

Quelle:

FAZ.NET

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