Nun ja, die Leute von Politically Incorrect haben es sich wohl zur Aufgabe gemacht, sogenannte Pazifisten die Argumentationsgrundlage gegen den Irak-Krieg zu entreisen. Leider gelingt ihnen das nur teilweise, da die wichtigsten Argumente, aus Libertärer Sicht, leider nicht besprochen wurden. Aber gehen wir doch mal zu dem Besprochenem.
- "Die US-Intervention war eindeutig völkerrechtswidrig, weil nicht durch Mandat der UN gedeckt“ – sowohl Auswärtiges Amt, als auch die Generalbundesanwaltschaft waren anderer Meinung. Ersteres durch Klarstellung Joschka Fischers im SPIEGEL-Interview vom 30.12.02: „Mit Resolution 1441 haben wir keinen mandatsfreien Zustand mehr“ und letztere durch Entscheidung vom 21.03.03: „Kein Anfangsverdacht wegen Vorbereitung eines Angriffskrieges“.
Na toll, die Vereinten Nationen als Legitimation herzuziehen ist ja wohl das Letzte. Sie wollen also damit beweisen, dass wenn viele Diktatoren den USA die Vollmacht geben einen der ihrigen zu vernichten, dann ist das eine Legitimation? Na dann, Gute Nacht!
- "Der steht auf der Seite der USA, deshalb ist er dumm/geistesgestört/fehlgeleitet/geistig minderbemittelt/ein Untermensch..." - ohne Worte.
Geb ich zu, harte Worte und ohne Grundlage, aber dennoch sind jene, die diesen Krieg befürworten doch teilweise blind für die Wahrheit und Logik. Es gibt nicht soetwas wie die falschen Mittel zum richtigen Ziel, entweder Mittel und Ziel sind konsequent moralisch verlinkt, oder die Argumentation bricht zusammen, da hilft auch kein drumrum reden.
- "Der US-Imperialismus unterdrückt die Menschen, deshalb müssen die armen Massen durch Mord an unschuldigen Zivilisten auf ihr Schicksal aufmerksam machen" - dumm nur, daß kaum ein islamistischer Mörder je Armut und Unterdrückung erlebt hat. Alle kamen aus mittelständischen oder sogar reichen Familien.
Das Argument wurde hier auch falsch zitiert, es ist der US-Imperialismus, der die wenigen Menschen gegen sich aufbringt, die nicht sofort dem Terrorismus verfallen. Es ist also eine Art unterschwelliger Hass gegen die Besatzer, denn mit Freiheit hat das Besetzen von Ländern nichts zu tun (schon gar nicht, wenn die Besatzten nicht darüber abstimmen dürfen, ob sie besetzt bleiben wollen).
- "Die Araber sind nicht reif für die Demokratie" - klar doch. Alle, auch die Oppositionellen in den syrischen und iranischen Kerkern...
Oh ja, und weil ja die Demokratie in den USA und anderswo so gut funktioniert, sollten wir sie grad noch dem Irak bringen. Schon mal was von Kelo und Eminent Domain gehört?
- "Der Irak hat nie Massenvernichtungswaffen besessen" - 60.000 Iraner und 6.000 Kurden starben an natürlichen Ursachen, die UN haben 1998 dann auch nur 3,9 Tonnen VX-Atrappen und 8.445 Liter Anthrax-Fakes gefunden.
Genau, Atrappen und nur weil sie den Lügen eines Diktators, anstatt dem eigenen Geheimdienst geglaubt haben soll das jetzt eine Rechtfertigung sein? Warum hat man dann nicht schon beim ersten Golfkrieg reinen Tisch gemacht? Ach ja, die UN, aber jetzt soll plötzlich alles anders sein?
- "Im Irak kämpft das irakische Volk gegen die Besatzer" - außer Schiiten, Kurden, Assyrern, Turkmenen, Marscharabern, Yeziden, die zusammen nur 82% der Iraker stellen. Und natürlich muß man auch zumindest einen Großteil der sunnitischen Frauen abziehen, die sich vermutlich schöneres vorstellen können, als in einem Talibanstaat à la Zarqawi zu leben.
Stimmt, aber dennoch gibt es keine Polls, dass die friedlichen 08/15 den amerikanischen Frieden und die Demokratie und vor allem die Besatzung wollen. Vielleicht stehen sie sie auch nur aus, bis man endlich den Gottesstaat hat?
- "Die Juden stehen hinter der amerikanischen Aggression“ - immer gern gesehene simplizistische Erklärung für eine komplizierte Welt.
Glaub ich auch nicht..
- „Die USA führen nur Krieg für Öl“ oder alternativ „Nur die USA führen Krieg für ihre Interessen“
Stimmt ja, warum auch nicht? Allerdings sind es genau solche Motive, die einem das prädikat Empire oder imperial einbringen. Und da die meisten Kontrakte für den "Wiederaufbau" des Iraks an amerikanische regierungsnahe Firmen gegangen sind, kann dem auch niemand wiedersprechen. Auch das die Ölquellen jetzt nationalisiert sind, hilft bei der Entkräftung des Arguments nicht wirklich. Soviel also zur "Privatisierung" und "Amerikanisierung" des Iraks.
- „Die USA führen einen christlich-fundamentalistischen Kreuzzug gegen den Islam“ - außer in Kuwait, Bosnien, Kosovo, Afghanistan, Irak, wo sie immer auf der Seite der Mehrheit der einfachen Menschen standen.
Oh je, was ist das für ein Wirrwarr... Natürlich ist zur Zeit ein christlicher Einschlag in der US Regierung, aber der wirkt sich vor allem auf das Innere aus und nicht auf die Außenpolitik (auch wenn Bush Schlagwörter aus der Bibel benutzt um seinem Krieg mehr Bedeutung zu zubilligen). Weder Bosnien noch Kosovo waren wirklich gute Kriege oder gar Kriege für die Mehrheit der einfachen Menschen, sondern fehlgeschlagene Versuche der EU und der USA kurzfristige Hilfestellungen zu geben für den einen oder anderen Nationalstaat. Kuwait war ein reiner Krieg aus reinem Selbstinteresse, wie auch Afghanistan und beide waren zur Selbstverteidigung oder zum Schutze eines Verbündeten geführt worden und somit zumindest nach der US-Verfassung und meinem eigenen logischen Empfinden legitimierbar.
- „Heute sterben mehr Menschen im Irak, als unter Saddam Hussein“ - außer man vergleicht die wöchentlichen Opferzahlen.
Niemand weis, wie lange die Besatzung noch dauert, also nur nicht vorschnell. Dennoch ist es ein Armutszeugnis zu sagen, es würden ein paar weniger sterben als unter Saddam. Es sollten viel weniger sein und vor allen Dingen keine gewaltsamen Toten, leider ist das nicht gelungen. Ich weis also nicht um wieviel es heute besser ist und auch nichts über die Verlässlichkeit der Todeszahlen unter Saddam. Ich bezweifele einfach mal, dass er Buch geführt hat (es fehlen hier auch Referenzen).
No comments:
Post a Comment