Jetzt da auch unsere liebe Kanzlerin das etwas dümmliche und ökonomisch ungebildete Pfeifenkonzert der ach so pösen pösen Spekulanten aufgreift, muss man doch noch etwas Verstand in die Debatte kriegen.
Man muss das einmal mit etwas Perspektive sich vor Augen führen. Da schafft es ein Staat über Dekaden Misswirtschaft zu betreiben und über seinen Verhältnissen zu leben und nur der Euro hat Griechenland überhaupt so lange über Wasser gehalten, und dennoch haben die Politiker nur eine Schlussfolgerung aus dem Bilanzzustand der Griechen gezogen: ein paar Spekulanten, die das Problem endlich mal unpolitisiert ins Lampenricht gerückt haben, SIND SCHULD!
Doch was noch viel trauriger ist, ist die Tatsache, dass die Bürger in den meisten Euroländern diesen Leap of Faith, diese Orwellsche Verdrehung auch noch akzeptieren und sich hinter die Aussage stellen.
Es ist unglaublich, wie doch an und für sich intelligente Menschen bei diesem Thema so unglaublich kurzsichtig jedem Geschwalle der Politiker glauben, nur weil sie generell Angst vor chaotischen Systemen haben.
Es sehen wir doch mal das Problem genauer an. Griechenland schafft es, wie so viele demokratische Länder, nicht aus eigener Kraft eine vernünftige Bilanz im Haushalt einzurichten, weil jeder seinen Wählern eben ein paar Geschenke machen muss. Dies hat dazu geführt, dass Griechenland ähnlich wie Frankreich und Deutschland mehr als die Hälfte verstaatlicht ist, mit den besten Jobs in höheren öffentichen Ämtern. Ein negativer Haushalt und eine Überschuldung wären kein Problem, wenn der Staat nur einen kleinen Prozentsatz der Volkswirtschaft Griechenlands unter seinen Fittichen hätte. Wenn also der Staatsanteil nur, sagen wir mal, 10 % wäre, dann wäre ein Bankrott dieses Anteils vergleichsweise schmerzlos. Wenn jedoch auf einen Schlag 50-60 % der Wirtschaft einbrechen würden, dann kann man gut und gerne von einem Bürgerkrieg ausgehen.
Jetzt ist das Problem nicht neu und auch nicht überraschend für die Griechen gekommen, sie hatten es schon immer und haben (wie so viele demokratische Staaten) kein MIttel dagegen gefunden, sondern den alten Weg der Inflation beschritten. Dies war natürlich mit der Einführung des Euros vorbei und die Problemstellen im Budget kommen jetzt so richtig schön heraus. Dazu kommt dann auch noch, dass in der Zwischenzeit auch keine billigen Kredite mehr in der Krise durchkommen, weil alle ein bisschen Klamm sind, d.h. die Situation wird noch akuter, der Staat noch handlungsunfähiger und die Verschuldung noch eklatanter, da die Zinsen der Kredite enorm ansteigen.
Doch was machen die Politiker, sie können sich ja nicht mehr aus den Fängen ihrer gekauften Wähler befreien (der produktive Anteil der Bevölkerung ist ja nur noch eine Minderheit) und können dadurch keine Reformen oder Einschnitte durchführen. Stattdessen üben sie sich in Durchhalteparolen, betteln bei “noch” reicheren Nachbarländern (z.B. dem Nettozahler Deutschland) und versuchen sich als armen Sündenbock darzustellen. Da natürlich die anderen EU-Staaten nicht tatenlos zu sehen können, wie einer der ihren absäuft (was natürlich auch verhängnisvoll für die restlichen Staaten der PIGS wäre), greifen sie in die selbe Notstandsrhetorik ein. Natürlich sprechen sie von “drastichen Einschnitten” die notwendig sind und das die "Griechen sich doch mal bewegen” sollen, aber im Kern bereiten sie eine Rettung vor und verschleiern somit die Ursache. Statt die Wurzel des Übels zu ereigreifen, ereifern sie sich über einen Vorgang den man eher ein Symptom nennen kann.
Die Spekulaten waren nämlich nur vorrausschauend und wollen damit am Markt ein Signal setzen (und ein paar Milliönchen verdienen). Sie verdienen dieses Geld jedoch nicht damit, dass sie die Griechen in die Pfanne hauen, sondern damit aller Welt offen zu zeigen: Hey, Leute, hier gibt es ein Problem! Dieses Problem muss geklärt werden, es ist akut und bedroht das Land!
Dies steht im krassen Gegensatz zum Politiker, der mehr nach der Devise vorgeht: Hey, hier gibts nichts zu sehen, bitte weitergehen! Alle Probleme sind unter Kontrolle, machen sie sich keine Sorgen.
Welcher vernunftbegabte Mensch kann hier noch sagen, dass die Spekulanten wirklich die bösen Buben sind? Sicher, man kann über die Moral spekulieren, ob jetzt mehrere Millionen Gewinn gerechtfertigt sind, dafür das man aller Welt zeigt, wie schlecht es dem griechischen Staat geht, aber das ändert nichts an der Richtigkeit des Warnsignals!
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