Da ich schon lange kein nicht-akademisches Buch mehr gelesen habe (tja, das ist ein weiterer Nachteil des Studentenlebens), hab ich mir dem letzte das Kompendium aller Heinlein Short Stories gekauft: Methusalem's Kinder.
Es ist von vielen Aspekten her interessant, auch wenn ich es als eine Kreuzung aus Science-Fiction und Social-Fiction bezeichnen würde (um es von anderem Scifi-Schund zu unterscheiden und eher auf die Höhe von George Orwell's Sci-Fi-Abhandlung 1984 zu stellen), so handeln einige Kurzgeschichten von interessanten Erfindungen und wie sich die Welt (aus der Sicht der 50er Jahre) weiter entwickeln hätte können, aber auch von sozialen Konstrukten und dem Menschen als Individuum bzw. des menschlichen Verstandes und seine Determination.
Gerade hier halte ich seine späteren Werke für weitaus ausgereifter und und besser durchdacht, als die früheren Geschichten. Zwei der Abhandlungen können sich sogar direkt mit Brave New World und 1984 vergleichen lassen, von ihrem Themengebiet als auch vom Detailgrad. Die beiden Kurzgeschichten "If this goes on" und "Coventry" zeigen die Problematiken eines Überwachungsstaates bzw. eines Sozialengineering Experiments auf und stellen das Individuum in den Mittelpunkt. Wobei letzteres noch einen Seitenhieb auf den Anarchismus ausführt, in dem nämlich mit Sicherheit nicht nur libertäre Organisationen sondern vor allem auch Kommunistische und Faschistische Ideologien sich herausbilden und wohl auf lange Zeit hin dominieren können.
Er zeigt dabei, dass sich Anarchisten sehr gewaltig irren, wenn sie glauben das ihr Utopia in einer Staatslosen Gesellschaft eintreffen würde. Bisher haben in der ganzen Welt immer staatliche Organisationen, da sie als hierarchische Gesellschaft militärisch jedem losen Bündnis überlegen sind, auf lange Sicht gewonnen. Es gab zwar einzelne Umbildungen und Zeiten des Interregnum, aber dennoch lässt sich aufzeigen, dass ein Staat ein unabwendbarer Teil der Mehrheit ist.
Weshalb ein Anarchismus zwar kurzzeitig zu einer libertären und freiheitlichen Gesellschaft führen kann, aber auf lange Sicht doch wieder zum alten Staat zurückführt.
Heinlein hat das Dilemma auf ganze eigene und sehr libertäre Art gelöst: Einem freiwilligen Gesellschaftsvertrag, der das Eigentum des Menschen an sich selbst und das Nicht-Aggressionsprinzip als kgV nimmt bzw. als kleineste gemeinsamer Nenner.
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