Gerne werden freie Märkte kritisiert, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht. Das interessante hierbei ist, dass das Ergebnis nur dann eingeschätzt werden kann, wenn auch ein Verständnis für Marktwirtschaft vorliegt. Hier jedoch habe ich so meine Zweifel, wenn ich mich im Umfeld der Journalie oder des Politikers umschaue.
Sie sind alles große social engineers und top-down Kommandeure, aber haben kein Feingefühl für komplexe Systeme und Vorgänge. Deshalb ist auch die sozialistische Planwirtschaft wesentlich einfacher zu verstehen, als eine nicht-geordnete Marktwirtschaft, die sogar “unabhängig” auf das Wissen des Kollektivs vertraut. Hierbei jedoch darf nicht das Kollektiv des Sozialismus verstanden werden, sondern die kollektive Intelligenz von komplexen Systemen mit unabhängigen Ego-Akteuren.
Nehmen wir ein einfaches BEispiel, dass so treffend ist wie kaum ein anderes: Wasserwirtschaft. Die Wasserversorgung in Deutschland liegt größtenteils in rein staatlicher Hand. Die Folgen sind interessant und gravierend. In manchen Städten (Karlsruhe) sind die Wasserpreise enorm, obwohl die Verfügbarkeit der Ressource “Trinkwasser” sehr hoch ist. In anderen Städtchen ist die Ressource Trinkwasser sehr selten, ABER der Preis trotzdem billiger. Warum? Nun, der Grund ist politisches Handeln anstatt von Preisvergleich am Markt. Der Politiker mag entweder “Wasser schonen” oder “Wasser verschenken”, d.h. er macht Gewinn mit Wasser oder er subventioniert es, so dass es preiswerter wird.
Wenn nun die Bürger gerne dies privatisiert hätten, und einige Unternehmensberater sagen, in Karlsruhe würde es dann billiger werden, dann machen da auch andere Städte mit. Nun wird es in Karlsruhe tatsächlich um einiges billiger, aber z.B. in Augsburg doch teurer, weil eben Nachschub nicht so unendlich ist, wie man das gerne hätte.
Jetzt ist natürlich in Augsburg das Geschrei groß und man wirft dem Markt vor, dass die Liberalisierung nicht funktioniert hat, weil das Wasser nicht billiger wurde. Dieses Argument kann man aber nur anführen, wenn man KEINE Ahnung von Marktwirtschaft hat und wie diese funktioniert. Marktwirtschaft macht "Wasser” nicht billiger, es passt den Preis nur an die effizientesten Randbedingungen an. Diese Randbedingungen müssen aber nicht dafür sorgen, dass es billiger wird.
Anderes Beispiel ist der liberalisierte Strommarkt, bei dem Ende der 90er erst einmal eine Kostensenkung kam, dann jedoch fingen die Preise wieder an zu steigen und heute werden Unkenrufe laut, dass dies doch früher nicht so war. Stimmt schon, aber man vergisst gerne mehrere Faktoren:
- Umweltgesetzgebung
- Regenerativer Energieeinspeisungszwang
- Endlichkeit und Verfügbarkeit von fossilen Rohstoffen
- Nützlichkeit von Atomkraftwerken
Während die Verfügbarkeit von fossilen Rohstoffen langsam aber sicher für höhere Preise sorgen wird (Zeitspanne 50-100 Jahre), kann sie auch durch kurzfriste politische Ereignisse (Streit mit Russland, Streit mit Venezuela, OPEC) verändert werden.
Die Umweltgesetzgebung genauso wie die Öko-Energien sind jedoch der größte Einfluss für steigende Energiepreise in den frühen 2000ern. Nicht nur der Emissionshandel, sondern vor allem der Abnahmezwang bei Solar- und Windenergie führen dazu, dass in der Folgekette Atomkraftwerke unnötig werden bzw. nicht mehr in dem Maße Einfluss auf die Preisbildung nehmen.
So etwas kommt jedoch nur langsam in der Preisbildung an, da diese immer 1-2 Jahre hinter dem heutigen Tag lagt.
Die Folge ist, dass die Erwartungen der Preissenkung durch den Markt nicht erfüllt werden, aber nicht weil der Markt nicht funktioniert, oder “falsch” funktioniert, sondern weil die Anforderungen unrealistisch sind oder zumindest von Ignoranz strotzen. Der Markt ist in erster Linie für zwei Dinge verantwortlich:
- Preisbildung auf Basis aller verwertbaren Informationen
- Minimierung der Ressourcenverschwendung bei Maximierung der Resultate
Dies bedeutet natürlich nicht, dass Preise sinken müssen, es wird nur versucht eine nachhaltige ressourcenschonende Produktion von Werten herzustellen, bei der immer noch die Nachfrage versorgt werden.
Klingt das so schlecht? Nein, aber es wird oft nicht verstanden – leider.