Immer öfter streiten sich Libertäre und Liberale über die Begriffshoheit von „liberal“. Ich möchte sie jetzt nicht gleich als „Kriegsgegner“ und „Kriegsbefürworter“ unterteilen, aber größten Teils scheidet es sich doch daran.
Die Freiheitsfabrik als Vertreter der „Anti-War“ Ankap-Libertären, um einmal alle möglichen Definitionen aufzuzählen, gegen die „liberal-konservativen“, Neocons etc. Von Achse des Guten, Statler and Waldorf oder eben hier Euroneuzeit. Jedoch sehe ich hier ein Problem, da vor allem beide Seiten oftmals staatliche Sanktionen stark verurteilen, wobei manche dabei wieder über das hinausschießen was liberal ist (Achse des Guten z.b. wenn es um Themen wie Israel oder Juden geht, dann sind sie nämlich gerne nationalistisch und staatstreu). Aber auch die Freiheitsfabrik greift die „Kriegs-liberalen“ sehr stark an und das nicht immer gerechtfertigt.
Doch warum überhaupt diese Diskussion, ist es nicht ok, wenn sie Leute mit verschiedenen Standpunkten als „liberal“ bezeichnen können? Ist nicht genau dies auch eine Definition von Liberal?
Denn in vielen grundsätzlichen Ansichten sind sie sich dann doch einig: Freiheit des Individuums, Freiheit der Rede, Eigentumsrechte und keinen oder minimalen Staatseinfluss. Dieser kleinste Denominator ist dann auch ausschlaggebend, meiner Meinung nach, was Liberalismus ist. Und nur wenn man gegen diesen verstößt kann man sich selbst nicht mehr benennen.
Und genau hier haben einige aus der rechteren Ecke ein paar Probleme, z.B. als sie sich für Kriegstreiberei und für die Inhaftierung von „Holocaust-Leugnern“ stark machten.
Ich sehe hier nicht viel liberales drinnen, sondern eher etwas konservatives.
Denn woher kommt eigentlich der Terminus konservativ?
Wohl doch von konservieren, bewahren (auch im christlichen Sinne) von etwas, genauer von Werten. Und genau darum geht es, wenn sie Terroristen gleich als Islamofaschisten betiteln und nach gewaltsamen Lösungsmöglichkeiten suchen. Nicht das jene Terroristen nicht dens schlimmsten Tod verdient hätten, das schon, aber ein Krieg trifft auch immer viele und auch wesentlich mehr Unschuldige. Desweiteren ist dieser Krieg doch nur notwendig, weil es einen sogenannten „Kultur-Kampf“ gibt zwischen dem „Westen“ und dem Islam. Und was definiert jetzt diesen Westen, genau ein Haufen zusammen geklaubte Werte, die bewahrt werden müssen. Hier ist es wieder, dieses kleine Wort, dass sich doch so hartnäckig durch diese liberal-konservativen Argumentationen zieht. Leider macht es noch etwas anderes, es kollektiviert und damit kann man eine Betrachtung durch den Liberalismus nur noch bedingt funktionieren, in dem man den Werte-Terminus „Freiheit“ mithinein bringt.
Leider verquickt sich diese „Freiheit“ sehr schnell mit staatlichen Maßnahmen: Krieg, Inhaftierung, Meinungsverbote etc.
Und genau hier kann man eine Trennlinie ziehen zwischen Liberalismus und Konservatismus und einige haben diese Trennlinie überschritten und bekennen sich auch teilweise offen dazu, wie politically Incorrect. Ich habe damit kein Problem, wenn jemand dies klarstellen will, aber dennoch sehe ich kein Problem bei der Definition von liberal? Es gibt eben ein paar natürliche Ansätze oder Regeln, nennen wir sie doch die kgV (kleinste gemeinsame Vielfache), die eben jenes philosophische Konstrukt „Liberalismus“ beschreiben, allerdings sollte man sich auch trauen konservativ zu sein und sich zu bekennen, wenn man doch offensichtlich „Werte-bewahrend“ vorgehen möchte.
Eben darum kann ich es auch nicht aktzeptieren, dass sich viele von dieser liberal-konservativen Blogs als Liberale bezeichnen, wobei ihre Marke irgendwo zwischen CDU und FDP zu liegen scheint. Sie können ja teilweise recht marktliberal sein, aber dann auch wieder konservative national, vor allem wenn es um christlich-jüdische Werte geht...
Ich habe jetzt schon einiges bei der Freiheitsfabrik in den Comments gelesen und ich muss MK widersprechen, wenn er sagt das Libertäres und Ankap das selbe bedeutet. Es ist nämlich gerade so, dass ersteres einen Staat als eigenständiges und notwendiges Konstrukt für Frieden anerkennt und letzteres ihn für ein Problem zum Frieden ansieht.
2 comments:
Ich möchte bezweifeln, dass die Masse der Libertären "einen Staat als eigenständiges und notwendiges Konstrukt für Frieden anerkennt." Sie sind entweder Anarchisten oder akzeptieren den Staat nur als "notwendiges Übel". Der Staat ist aber kein Übel, sondern in seinen notwendigen Funktionen (Militär, Justiz, Polizei) absolut moralisch. Die Unterscheidung zwischen "Kriegsbefürwortern" und "Kriegsgegnern" ist zu oberflächlich. Die "Kriegsbefürworter" haben oft gar keine oder falsche Argumente zur Begründung eines Krieges (altruistische nämlich).
Hmm, aber doch genau hier liegt die Kritiker der Minimalstaatler (wie mir) gegenüber der Ankaps, nämlich dass ihre Gesellschaftsordnung keinen Halt bieten wird, sondern die privaten Sicherheitsfunktionen einfach nicht ausdauern.
Natürlich ist damit der Staat immer noch ein notwendiges Übel, auch ich würde gerne in Utopcity wohnen, aber das geht eben nicht.
Jedoch kommt es darauf an, was du als moralisch ansiehst. Wenn wir auf Moral zu sprechen kommen, dann wird diese immer aus der Ideologie und den Grundwerten heraus geboren. Denn Moral kommt erst dann ins Spiel, wenn man den Begriff Gerechtigkeit definiert hat (wie mein alter marxistischer Philosophy-Lehrer gerne betonte).
Weshalb ich mit dem kurzen "moralisch" nicht viel anfangen kann, da auch Militär und Polizei unmoralisch in ihrer Funktion sein können (Gestapo, Militärjunta), aber auch in ihrer Praxis (Guantanamo Bay, NSA-Abhörungen, Folter usw.).
Deshalb wäre das Wort moralisch hier eindeutig zu wenig...
Ich wehre mich eben gegen diese Unterscheidung, auch wenn genau hier ein großer Knackpunkt, bzw. die Trennlinie zwischen vielen Libertären und liberal-konservativen liegt. Man kann es nicht allein auf Kriegsgegner und -befürworter reduzieren, auch wenn es ein ausschlaggebendes Argument ist. Denn diese wird von Maßnahmen begleitet, die dann zeigen in wie weit jemand Liberal ist oder doch eher Konservativ und Meinungsfreiheit beschneiden gehört eben nicht ins Liberale Repertoire.
Kriegsbefürworter haben natürlich Gründe, wenn auch nicht liberale Gründe für ihre Kriege, jedoch müssen diese Gründe nicht gut sein oder gar richtig ;)
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