Da hat der Spiegel mal wieder ein tolles Dossier abgeliefert, über den Öko-bekehrten grünen-liebenden Umweltminister Röttgens. Es ist empfehlenswert, dass gesamte Dossier erst einmal zu lesen. Während sich der erste Abschnitt fast ausschließlich mit politischen Themen beschäftigt, so kommen doch einige Fakten heraus, die man bewerten kann. Ich beschäftige mich hier nicht mit dem politischen Teil, weil das nur system-imanente Kritik wäre und ich wirklich nicht viel von Politik halte.
Doch dann gibt es eben wieder solche Schlagworte und Behauptungen und Feststellungen, die kann man einfach nicht stehen lassen, ohne ein bisschen mehr Hintergrund hinzuzufügen. Es ist wieder einmal leidlich, dass die Journalisten, die darüber schreiben, selbst nicht viel Ahnung von Energiewirtschaft und den physischen Rahmenbedingungen der Netz- und Versorgungsproblematik haben.
Die Argumentation geht über bestimmte Gesetze und Gesetzgebungen, als wären Gesetze ein statisches Konstrukt, dass man nie hinterfragen kann. Generell ist nämlich nur in Deutschland die Atomenergie eine “Brückentechnologie”, die Mehrheit der weltweit vertretenen Nationen, sehen die Atomenergie als essentiellen Pfeiler ihrer Stromversorgung. Es ist wieder einmal ein Sonderweg Deutschland, der hier durchkommt. Jede Technologie ist per se eine Brückentechnologie, da irgendwann eine bessere Idee ihren Platz einnimmt, aber das nur nebenbei.
Herr Röttgen glaubt tatsächlich, dass nukleare und fossile Energiequellen irgendwann verlässlich durch erneuerbare Energien ersetzt werden, irgendwann ist allerdings eine lange Zeit. Wenn man jedoch von seinen Taten ausgeht, dann sollte “irgendwann” bis 2025 sein, denn dann werden die ersten Atommeiler fehlen. Und wenn man nun dieses Datum als Zeitspanne nimmt, dann ist es einfach quatsch was er dort erzählt. Es stimmt zwar, dass über kurz oder lang die Kernkraft in Deutschland ausstirbt, aber das liegt keinesfalls daran, dass die Kernenergie eine “Brückentechnologie” ist, oder das dies eine vernünftige Sache ist, sondern einzig und allein an der Politik. Solange EVUs dazu gezwungen werden auf alle Fälle den Strom regenerativer Energien zu kaufen, wird die Volatilität des Stromnetzes zu nehmen und damit billiger Grundlaststrom aus AKWs oder Kohlekraftwerken abnehmen. Es wird kein Bedarf mehr für billigen Strom geben, dafür wird Energie generell in Deutschland mehr und mehr zu einem Luxusgut werden, wie ich das schon in älteren Beiträgen habe anklingen lassen.
Auch seine Milchmädchen Rechnung “40%” erneuerbare Energien ist im Großen und Ganzen Schwachsinn. Nicht nur, dass er zeigt, dass seine Mathematischen Kenntnisse zu wünschen übrig lassen, nein, auch sind 40% erneuerbare Energien noch kein Garant dafür, dass sie die selbe Zahl AKWs ablösen. Denn im Gegensatz zu diesen Grundlastkraftwerken, sind erneuerbare Energie keine kontinuierliche Kraftmaschine. Sie sind sporadisch, mehr oder weniger berechenbar in ihrer Produktion. Es muss also für den unvorhergesehenen Ausfall eine Ersatzquelle verfügbar sein. Dies ist besonders bei Windrädern und Solarpanels der Fall, und hier muss vor allem eine Sekundenreserve vorgesehen werden, d.h. reversible Pumpspeicherkraftwerke. Dies ist weder effizient, noch billig.
Auf der anderen Seite gebe ich ihm Recht, AKWs sind für 40 Jahre ausgelegt und wie Kohlekraftwerke auch, sollten sie danach neugebaut werden. Dies ist aber bisher nicht möglich und sollte nun endlich einmal offen diskutiert werden. Und wenn sie Unternehmen finden, die dies vorantreiben wollen, dann sollen sie dies auch machen. Anderenfalls ist mittelfristig erst einmal unsere Versorgungssicherheit gefährdet.
Auch ist Kohlekraftwerk, trotz mehreren Gasreinigungsmechanismen, immer noch ein stark emittierendes Kraftwerk. Es ist wesentlich dreckiger als AKWs, welche Wasserdampf aus ihren großen Kühltürmen ablassen. Es ist deshalb nicht unbedingt einzusehen, warum AKWs schlimmer sind als Kohlekraftwerke, sollte man endlich eine vernünftigen Lösung für die Endlagerung gefunden haben.
Es stellen sich also grundsätzlich 3 Möglichkeiten dar:
- Man möchte einen volatilen Versorgungsmarkt, dies würde bedeuten, dass die Versorungssicherheit sinkt, man abhängiger vom Import wird und die Kosten stark steigen werden, da weniger Grundlast und mehr Spitzenlast benötigt wird.
- Man möchte einen sicheren Versorgungsmarkt, aber keine kurzfristigen Emissionsprobleme, d.h. AKWs sind Kohlekraftwerken vorzuziehen. Gleichzeitig mag man allerdings auch regenerative Energiequellen einsetzen, hierbei lieber Solarpanels, da die Tagesproduktion leichter zu beziffern ist.
- Man möchte langfristig kein großes Entsorgungsproblem haben, d.h. lieber gut-filternde Kohlekraftwerke anstatt AKWs. Es würden hierfür Endlagerungen benötigt und zwar bald, was teuer und technisch nicht einfach ist.
Zwischen den 3 generellen Strategien gibt es einen Haufen Kompromisse, die durchaus bedenkenswert sind. Jedoch kann sich keiner der Politiker anmaßen zu wissen, welche die effizienteste ist. Der Politiker kann nur die 1. Version forcieren und damit die Deutschen ärmer machen und abhängiger von der Natur.
Alle anderen Versionen werden sich alleine am Markt ausbilden und auch nur dann wenn es dort eine faire Preisbildung gibt (die es heute nicht gibt) und möglichst frei von politischen Vorschriften (die es heute leider gibt). Bei allem anderen werden die Bürger zahlen und zwar doppelt und dreifach, da jedes Produkt in der Industriegesellschaft – vom Brot zum TV – ist abhängig von den Energiekosten, d.h. neben der wirtschaftlichen Teuerung kommt auch eine Teuerung durch eine verfehlte Energiepolitik hinzu. Und keiner der Unternehmen ist hier Schuld, sondern nur der Staat und als sein Arm, die Mehrheit der Wähler.
No comments:
Post a Comment