Tuesday, October 14, 2008

Krisen: Bust and Booms

Tja, da ja gerade "Finanzkrise" in aller Munde ist (Wort des Jahres??) möchte ich doch heute auch etwas dazu sagen: Keine Panik auf der Titanic, noch ist nicht alles so schlimm, wie es psychologisch hochgepunched in den Medien zu sehen ist. Es gibt auch noch keinen "credit freeze", auch wenn Investiment zur Zeit nur eingeschränkt möglich ist (Die Welt hält den Atem an, quasi).

Doch kommen wir zum eigentlichen Thema, Boom und Busts und wer daran schuld ist, bzw. was man machen kann. In diesem Fall hab ich mir "The Hangover Theory" von Paul Krugman, bzw. seine Kritik am Austrian Business Cycle durchgelesen. Hey, immerhin ist der Mann jetzt Nobelpreisträger (wenn auch für etwas, was er lang vor seiner Pop-Journalismus-Karriere erschaffen hat). Hier im Slate kann man sich den Originaltitel mal durchlesen.

Auch wenn ich erstmal seinen Stil persönlich nicht so gut gewählt finde (da sehr verletzend und übeheblich) um sich auf eine rein argumentative Auseinandersetzung einzulassen, fangen wird doch mal oben an.

Er resümiert erstmal kurz und bündig, was er für die Essenz dieser Theory hält:

"Call it the overinvestment theory of recessions, or "liquidationism," or just call it the "hangover theory." It is the idea that slumps are the price we pay for booms, that the suffering the economy experiences during a recession is a necessary punishment for the excesses of the previous expansion."


Wenn auch etwas polemisch, so ist es im groben richtig, auch wenn man "price to pay" wohl nicht so sagen würde. Es ist auch kein necessary punishment, sondern eine necessary development. ABer wie gesagt, nett und förmlich wird ja nicht geschrieben =)

Dann holt er erstmal mit der moralisch-politischen Keule aus und schreibt etwas, das man so gar nicht vertreten kann:

The hangover theory is perversely seductive—not because it offers an easy way out, but because it doesn't. It turns the wiggles on our charts into a morality play, a tale of hubris and downfall. And it offers adherents the special pleasure of dispensing painful advice with a clear conscience, secure in the belief that they are not heartless but merely practicing tough love.


Naja, da er ja selbst gerne zu gibt, dass ein bisschen Psychologie in der Finanzwelt durchaus angebracht ist, möchte ich darauf mal so antworten. Erzieht man seine Kinder, in dem man ihnen auch für schwere Fehler Süssigkeiten schenkt, oder ihnen Hausverbot erteilt? Sagt man also "weiter so, das war nur diesemal so", oder sagt man "Junge du hast was falsch gemacht, denk drüber nach".

Recessions are not necessary consequences of booms. They can and should be fought, not with austerity but with liberality—with policies that encourage people to spend more, not less. Nor is this merely an academic argument: The hangover theory can do real harm.


Er geht also davon aus, dass in einer Krise zu wenig Geld für Investments zur Verfügung steht, weil man lieber "Liquidity" behält, anstatt Kapital zu binden. Er geht also davon aus, dass zu wenig Geld zur Verfügung steht, nicht das etwa am Ende des Booms zu viel Demand für Geld vorhanden ist und die Leute eventuell skeptisch werden und den Geldhahn zu drehen.
Fein spielen wir mal mit, immerhin kennt er die Daten besser als ich =)

Friedrich von Hayek and Joseph Schumpeter strenuously arguing, in the very depths of that depression, against any attempt to restore "sham" prosperity by expanding credit and the money supply. And these same views are doing their bit to inhibit recovery in the world's depressed economies at this very moment.


Leider schreibt er diesen Teil, ohne wirklich ein Gegenargument zu bringen bzw. ein Beweis warum.

The many variants of the hangover theory all go something like this: In the beginning, an investment boom gets out of hand. Maybe excessive money creation or reckless bank lending drives it, maybe it is simply a matter of irrational exuberance on the part of entrepreneurs. Whatever the reason, all that investment leads to the creation of too much capacity—of factories that cannot find markets, of office buildings that cannot find tenants. Since construction projects take time to complete, however, the boom can proceed for a while before its unsoundness becomes apparent. Eventually, however, reality strikes—investors go bust and investment spending collapses. The result is a slump whose depth is in proportion to the previous excesses. Moreover, that slump is part of the necessary healing process: The excess capacity gets worked off, prices and wages fall from their excessive boom levels, and only then is the economy ready to recover.


Hier zählt er mehrere Varianten für das Ende eines Booms auf, wobei er sich im Gegensatz zur eigentlichen Austrian Theory nicht auf deren Argumentation einlässt, sondern nur aufzählt, was alles so an Gründen vorhanden sein könnte. Er kommt hierbei jedoch schon recht nahe, wenn er dafür excessive lending und credit creation verantwortlich macht. Nur erzählt er nicht, von welcher Perspektive aus er es sieht: market-driven oder government-driven. ER zeigt auch auf, dass diese Kredite dann in Produktionsmittel landen, die eventuell nicht nachgefragt werden. Allerdings vermisse ich es zu erfahren, in welchen Richtungen er es vermutet und auf welchem Level. Produktionsanfänge oder gar deren Endphase?
Den Rest kann man erstmal so stehen lassen.

Except for that last bit about the virtues of recessions, this is not a bad story about investment cycles. Anyone who has watched the ups and downs of, say, Boston's real estate market over the past 20 years can tell you that episodes in which overoptimism and overbuilding are followed by a bleary-eyed morning after are very much a part of real life. But let's ask a seemingly silly question: Why should the ups and downs of investment demand lead to ups and downs in the economy as a whole? Don't say that it's obvious—although investment cycles clearly are associated with economywide recessions and recoveries in practice, a theory is supposed to explain observed correlations, not just assume them.


In der Tat, es wichtig so etwas auch empirisch zu untersuchen, allerdings ist eine Theorie auch erst dann widerlegt, wenn man den Gegenbeweis bringt. In Abwesenheit von Statistiken auch auf seiner Seite, werde ich mich jetzt auch nur mit dem logischen Gerüst befassen. Höhen und Tiefen im Investment kennzeichnen auch Höhen und Tiefen in der gesamten Wirtschaft, jedoch muss beides nicht unbedingt zeitgleich sein, bzw. das Feedback kann durch aus eine zeitlang warten. Es kommt auf die Länge, Höhe und Art der Schwingung an. Welche Produkte im Finanzsektor sind betroffen, sind Kredite weiter frei verfügbar und in welchen Branchen sieht man das Problem. Ist es branchenübergreifend, so wird in der Tat die ganze Wirtschaft im Gleichtakt reagieren, denn sie wird auf Sicherheit spielen und viele Cash-Rücklagen bilden.

Monsieur Krugman sieht jedoch das Problem wo anders, es geht ihm nicht darum warum das Investment stagniert oder fällt, sondern warum die Wirtschaft als ganzes folgt.

Here's the problem: As a matter of simple arithmetic, total spending in the economy is necessarily equal to total income (every sale is also a purchase, and vice versa). So if people decide to spend less on investment goods, doesn't that mean that they must be deciding to spend more on consumption goods—implying that an investment slump should always be accompanied by a corresponding consumption boom? And if so why should there be a rise in unemployment?


Dies ist ein wichtiger Absatz und sollte genauer untersucht werden. Das eine Transaktion (und das ist die gesamte Wirtschaft, ein System von Transaktionen) immer einen Übergang von Verkauf zu Kauf bildet und somit eine Ausgabe einer Einnahme gegenüber steht ist klar. Jedoch heißt es nicht, dass wenn man weniger für Investent goods (Aktien, Obligationen, Optionen etc.) gleich ein mehr für Konsumgüter (Waren) erwarten kann. Es könnte sein, dass viel Geld nicht im Umlauf auftaucht, weil es behalten wird (weniger in der Industrie, aber bei Privatvermögen). Generell ist eher das Verhalten so zu beschreiben: Aktien schlecht, Geld in Bargeld verwandeln, oder in wenige Wertartikel (Gold) und dann davon absehen es zu benutzen (Haushalten).
Es kann also durchaus einfach zu einer Stagnation, denn zu einem Boom auf der anderen Seite kommen. Ob es eine Erhöhung der Arbeitslosigkeit gibt, hängt hiervon jedoch gar nicht ab. Wer sagt, dass ein boom im Gütermarkt automatisch Arbeitslosenzahlen beeinflusst? Zumindest behaupten es nicht die Austrian Theorists.

Auch haben die Finanzkrisen im späten 20. Jahrhundert keinesfalls zu "Massenarbeitslosigkeit" geführt, wie er hier offensichtlich suggeriert (was auch nicht von Austrian Economists behauptet wird). Deshalb kann man den folgenden Abschnitt über Arbeitslosigkeit auch erstmal getrost vergessen.

And anyway, this story bears little resemblance to what actually happens in a recession, when every industry—not just the investment sector—normally contracts.


Indeed, also vergessen wir sein Story gleich mal....

A recession happens when, for whatever reason, a large part of the private sector tries to increase its cash reserves at the same time. Yet, for all its simplicity, the insight that a slump is about an excess demand for money makes nonsense of the whole hangover theory. For if the problem is that collectively people want to hold more money than there is in circulation, why not simply increase the supply of money? You may tell me that it's not that simple, that during the previous boom businessmen made bad investments and banks made bad loans. Well, fine. Junk the bad investments and write off the bad loans. Why should this require that perfectly good productive capacity be left idle?


Jetzt gibt uns Krugman den Grund für eine Recession. Er scheint es recht einfach zu sehen falsch Investitionen zu beenden und schlechte Kredite abzuschreiben, aber genau das ist es ja nicht, wie wir in der heutigen Krise sehen. Welchen Anreiz bietet er den Unternehmen an, wenn er sie weiter mit Geld füttert? Es geht hier um die Frage was denn nun wirklich gefragt wird, ist zu wenig Geld im Umlauf, oder verlangt der Investor mehr Geld, weil zu wenig im Umlauf ist. Da jedoch vorher davon ausgegangen wurde, das zu viel Geld den Boom beendet hat, dann dürfte doch wohl eher zu viel im Umlauf sein.
Ein weiteres Problem ist seine Definition von was "perfectly good productive capacity" ist, wenn er damit meint, dass eigentlich gute Fabriken auf Grund vom Bust nicht mehr fertiggestellt werden, dann muss er erklären, nach welchen Kriterien sie "gut und ökonomisch" sind?

In einem Bust werden die Kriterien von den Banken höher gesteckt, um weiteres falsches Investieren zu vermeiden. Es kann also sein, dass plötzlich "gute" Fabriken für Todeskandidaten gehalten werden.

The hangover theory, then, turns out to be intellectually incoherent; nobody has managed to explain why bad investments in the past require the unemployment of good workers in the present.

Was? Vielleicht, weil in der jetzigen Situation der Job nicht mehr nachgefragt wird? Man kann nicht einfach Leute einstellen, weil sie "gut" sind, wenn man dafür das Geld nicht hat oder fürchtet es nicht zu haben. Auch dauert die "Transition" von einem Job zum anderen länger (Ausbildung, Mut zur Ausbildung, Eignung). Es ist keineswegs berechenbar und eine sehr menschliche Variable (chaotisch).

Danach folgt ein kleiner Absatz über Ideologie und welche Menschen seiner Meinung nach zu Austrianism neigen. Ich würde diesen jedoch eher einen Hang zu staatlichem Zwangshandeln unterstellen, da dieser mehr Möglichkeiten zur "Erziehung" hat.

Wenn ich sein Gegenargument jedoch richtig verstehe (nicht in diesem Artikel enthalten), dann möchte er in Krisen für mehr Geld sorgen, da er das Problem auf der supply-seite sieht. Er würde mit mehr Geld zwar einen Wertverlust (Infaltion) in Kauf nehmen, aber damit versuchen die "Handlungsfähigkeit" und die Kreditvergabe auf Unternehmensseite zu erhalten (Arbeitsplatzerhalt und Investitionsmöglichkeit). ER hofft dann, dass die Unternehmen von alleine die schlechten Investitionen entweder sofort über eine zeitlang abtragen bzw. abbauen.
Leider sind die Anreize dafür relativ gering, wenn dauernd GEld nachgeschüttet wird. Gleichzeitig muss man wissen, wie viel denn gebraucht wird, sonst trifft die Geldwertentwicklung (wie 1933) in einem Maße zu, dass für zu hohen Wertverlust sorgt. Es ist also ein Risiko-Ratespiel.
Hauptgegenargument sollte jedoch die Nicht-Bereinigung von schlechten Investitionen sein, die dadurch nicht gerade unterstützt wird.

Gleichfalls hat diese Betrachtung bisher noch wenig Gehalt für die heutige Krise, da sie bisher hauptsächlich den Finanzsektor trifft und bisher zwar lending nachgelassen, nicht aber ausgesetzt ist.

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