Man könnte meinen es wäre jemand wie Naomi Klein, die hier für den Spiegel diskutiert, aber nein, es ist ein deutscher "Wirtschaftsweise". So weise kann er nicht sein, dass jemand wie ich, der sich mal so als Hobby mit Finanzmärkten beschäftigt, schon erkennt, dass der Mann von der Sache nur wenig Ahnung zu haben scheint, oder irgendwo weit von der Realität entfernt lebt.
Anders lässt es sich nämlich nicht erklären, wie er zu diesen Argumenten findet.
Es werden typisch anti-kapitalistisch-deutsche Schlagwörter wie Turbokapitalismus gebraucht, die so weit von der WIrklichkeit entfernt sind, wie nur irgendmöglich, ohne gleich zu lügen.
Hätte er da sachlich richtig geantwortet, dann hätte man sogar mal von einem "Weisen" ausgehen können.
Leider ist in der Welt, wie auch in der USA, nirgendswo ein Turbokapitalismus zu sehen, wenn damit ein laissez-faire oder zügelloser Kapitalismus gemeint ist, also einer ohne Lenker bzw. Herrscher. Wenn man damit aber den Konsequenzlosen Kapitalismus meint, der à la Bundesregierung und US Regierung mit Bailout's praktiziert wird, dann mag er recht haben.
Vielleicht war ja auch fehlendes Misstrauen der Banken, eines der Probleme, doch HErr Bofinger sieht das eher als unerwünschte Folge des Zusammenbruchs. Aber ist Kritik und Mißtrauen vielleicht nicht gar ganz so schlecht für eine Branche in der es um Millionen geht???
Dann labert der Herr etwas von Siegeszug des angelsächsischen Kapitalismus und der Verbindung zur freien Marktwirtschaft. Mein Herr, weder ist das eine das andere, noch wurden letztere jemals wirklich zelebriert! Setzen 6 würde ich hier sagen und noch mal das 101 der Ökonomie studieren. Experte? Dieser Mann qualifiziert sich in seinen kurzen Sätzen selbst.
Auch die Argumentation, dass sich doch die freien Märkte und "ungezügelten" Spekulationen mit dieser Krise endlich falsifiziert hätten, als Freiheitsgarant, ist falsch. Dem steht doch die Realität gegenüber, in der man sieht, dass der Finanzmarkt durch ein undurchsichtiges Netz von Regeln und Regulationen "geschützt" wird. Freier Markt und freie Spekulationen sehen anders aus, mein Herr. Und das Versagen dieser Regulationen mag man jetzt der freien Marktwirtschaft anlasten.
Oh je, das ist verdammt nahe an einem Orwell-Szenario dran, bei dem Krieg als Frieden verkauft wird.
Danach geht es um Schulden und Abhängigkeiten, doch ist nicht das Problem,d ass man solche Banken immer geschützt hat, anstatt sie mal kaputt gehen zu lassen. Wo waren die Signalwirkungen, die dem Markt sagen: Hoppla, hier geht was falsch?!
Sich auf Rating-Agenturen und Computerprognosen zu verlassen zeugt wohl auch eher von mangelndem Fachwissen. Es wurde Zeit, dass einmal gezeigt wird, wie unsicher solche Ratings eigentlich sind und das man sich doch lieber auf seinen eigenen Erfahrungsschatz verlassen sollte. Gleichfalls geht jedoch diese Kritik an dem eigentlich Problem vorbei, denn nicht unbedingt Ratings waren das Problem
Herr Bofinger rügt die großzügigen Kredite, die in Amerika und England gemacht wurden, ohne jedoch zu erwähnen, dass diese durchaus vom Staat bewilligt wurden. Sogar erwünscht waren! Wird denn nicht immer von sozialistischer Seite gefordert, dass man Kredite einfacher vergeben sollte, auch an arme Leute, die weniger Bürgschaften haben. Man sollte hier nur einmal an die KfW verweisen.
Danach beginnt der Herr "Wirtschaftsweise" ein politisches Programm zu erörtern, in dem er Dinge vorschlägt, die in der Welt der Ökonomen schon lange bewiesenermaßen als nicht tauglich eingestuft wurden. Tja, wenn man halt Experten von vorgestern hat, dann braucht man sich nicht mit der Situation von heute auseinandersetzen.
Mindestlohn, abgehakt.
Auswirkungen der Globalisierung kanalisieren = bitte was?!
DAnn beschwert er sich über Protektionismus, nachdem er selbst Steilvorlagen dafür geliefert hat, nachdem er den globalen Güterverkehr als undurchsichtig und sozial unfair abgestempelt hat. Ja, schon unfair, wenn Chinesen die vor 20 Jahren noch mit 1 € leben mussten, jetzt endlich ein eigenes Haus beziehen können. Das kann man natürlich nicht zu lassen!!!
Ach ja, ein Bonmot zum Schluss von einem "Wirtschaftsweisen".
"Zu viele Politiker haben wie ein Herr Kirchhoff Steuersenkungen gefordert, damit sollte schluss sein", so Herr Bofinger.
Ja, gefordert wurde es, aber wurde auch nur eine umgesetzt? Nein! Und hier ist der Crux, jemandem vorwerfen liberales Gedankengut zu verbreiten, als ob es auch politischen Einfluss hätte, es also als Massenmeinung zu präsentieren, und dann den status quo doch bitte auszuweiten als Meinung der Minderheit, als Opfer, zu präsentieren.. Wow, wie dreist.
WEnn er Wirtschaftsweise ist, kann sich jeder Wirtschaftsweise nennen. Juhu, 60 Millionen Experten in Deutschland, wir sind gerettet.
No comments:
Post a Comment